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„15 Minutes of Fame“: ZDFinfo spürt Memes nach

Mit seiner Formatidee „140 Sekunden“ hat Tim Klimeš schon einmal Netzkultur ins ZDF gebracht – und dafür den Grimme-Preis bekommen. Jetzt legt sein Team mit „15 Minutes of Fame“ nach und positioniert ein Format über Memes im Nachtprogramm des öffentlich-rechtlichen Senders. Mit VOCER sprach Klimeš über die angepeilte Zielgruppe, den Sendeplatz und neue Darstellungsformen.


VOCER: Tim, ab kommender Woche seziert ihr in „15 Minutes of Fame“ auf ZDFinfo Netzphänomene, so genannte Memes. Hat es lange gedauert, die ZDF-Oberen von dem Format zu überzeugen? Oder hattet ihr durch die Grimme-prämierte Sendung „140Sekunden“ einen Argumentationsvorteil?

Tim Klimeš: Auch nicht länger, als wir üblicherweise brauchen, um unsere Konzepte an den Mann zu bringen. Allen Beteiligten war von Anfang an klar: die Meme-Kultur des Internets ist allgegenwärtig und mittlerweile selbstverständlicher Teil von Jugendkultur geworden – ein Fernsehformat war da überfällig.

Steckt hinter „15 Minutes of Fame“ überhaupt das gleiche Team wie bei „140 Sekunden“?

Nicht nur, aber ein Teil der Mannschaft arbeitet auch an den „140 Sekunden“ mit. Never change a winning team.

Wen habt ihr als Zielgruppe im Blick?

Natürlich sind diejenigen, die Memes hauptsächlich konsumieren, unser primäres Zielpublikum. Aber wir denken, dass wir mit unserer Erzählform auch die Elterngeneration ansprechen können, diejenigen, die das Internet sonst nur für Flugbuchungen oder E-Mails nutzen und sich wundern, warum sich plötzlich Abertausende zappelnd in ihrem Schlafzimmer filmen wie beim Beispiel „Harlem Shake“. In „15 Minutes of Fame“ wollen wir zeigen, dass man das nicht mehr als Internetquatsch abtun kann, sondern dass es eine Art kultureller Bestandteil einer Generation ist, die mit dem Netz aufgewachsen ist. Und die sich in eben diesem Netz ausdrückt.

Welche Memes sind für euch relevant: Alles, was sich im Bewegtbild zeigen lässt?

Alle Memes, die interessant sind und eine Geschichte zu erzählen haben. Beim Harlem Shake sind wir während der Recherche in die Untiefen des Netzes abgetaucht, das war irre spannend. Wer veröffentlichte das erste Video? Woher kommt eigentlich der Name „Harlem Shake“? Wer komponierte den Song? Was ist dran an der Theorie eines „Harlem Made“, also der These einer fingierten Medienkampagne, die die Videos pushte, um Geld zu verdienen? Und welche konkreten Auswirkungen hatte das Meme? Immerhin wurde die Zählweise der US-Charts nach dem „Harlem Shake“ umgestellt – seitdem zählen auch YouTube-Klicks bei der Erstellung des Rankings.

Ihr kündigt zwar den Premierentermin auf ZDFinfo groß an, doch um 0:30 Uhr werden wohl eher wenige Zuschauer einschalten. Wann gibt’s die Sendung online zu sehen? Und mit wieviel Verzögerung?

Der genaue Termin ist noch nicht raus, aber: die Sendung wird auf alle Fälle vorab online ausgestrahlt. Sobald der genaue Zeitpunkt – höchstwahrscheinlich irgendwann am Vortag – raus ist, geben wir ihn über unseren Twitter-Account oder auf unserer Facebook-Page bekannt.

Was könnt ihr besser, als es Seiten wie Knowyourmeme.com können?

Knowyourmeme ist eine fantastische Seite – die aber hauptsächlich den Weg eines Memes nachzeichnet: Wo hat es begonnen? Wer hat es erstmals retweetet et cetera? Wir erzählen auch diese Geschichte, aber gehen noch einen Schritt weiter: Was hatte das Meme für Auswirkungen? Was sagt es über Internet-Kultur? Der „Harlem Shake“ wurde irgendwann sogar politisch. Demonstranten des Arabischen Frühlings tanzten ihn vor dem Hauptquartier der Muslimbrüder. Ein Akt der Vergemeinschaftung mit dem Westen – über ein Meme. Da soll nochmal jemand sagen, das wäre Internetquatsch.

Ihr führt Interviews mit Gesprächspartnern in anderen Ländern auch per Google-Hangout. Werden wir diese Interviewform im TV bald noch häufiger sehen oder gibt es da noch zu viele Vorbehalte?

Ich gehe davon aus, ja. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Bild- und Tonqualität immer besser und damit sendefähiger wird.