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Was im April wichtig war

Illustration: Christiane Strauss

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Liebe Leserinnen und Leser,

Der Streit – oder besser gesagt: die Farce – um die Vergabe der Presseplätze beim NSU Prozess nimmt kein Ende. Nachdem im zweiten Durchgang zwar ausländische/ türkische Medien in einer eigenen Loskategorie berücksichtigt wurden und nicht gerade für ihre politische Berichterstattung bekannte Medien wie RTL 2, Kabel und „Brigitte“ Plätze im Losverfahren gewannen (während unter anderem „Süddeutsche Zeitung“, „FAZ“ und „Die Welt“ leer ausgingen), muss sich vor allem die Losgewinnerin „Brigitte“ einigen Spott gefallen lassen.

Darüber gerät leicht in Vergessenheit, dass es bei diesem Prozess vorrangig um die Aufarbeitung von Verbrechen geht und nicht um zu wenig Presseplätze im Gerichtsaal. Denn nicht nur das OLG München, sondern auch die Polizei und der Verfassungsschutz lassen Zweifel an ihrer Kompetenz aufkommen. Die Redaktion von „heute.de“ hat eine interaktive Chronik des Versagens der Fahndungsbehörden ins Netz gestellt. Und bei VOCER fragt sich CDU-MdB Clemens Binninger, wie es dazu kommen konnte, dass Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe 13 Jahre lang unentdeckt in der Öffentlichkeit untertauchen konnte. Mehr zum Thema in unseren Linkempfehlungen unten.

Journalistisches Crowdfunding gewinnt fünf Jahre nach dem Start der Ur-Plattform Spot.Us endlich auch in Deutschland an Fahrt. Ein Indiz dafür: Die „Freienbibel“, ein noch laufendes Crowdfunding-Projekt des Freischreiber-Journalistenverbandes, ist mit 8.775 Euro, aufgebracht von 261 Unterstützern, ist fast vier Wochen vor Ablaufs des Zeitraums schon überfinanziert.

Herzlichst
Ihre
Ulrike Langer
(Herausgeberin VOCER)


Was vergangenen Monat lesenswert war auf VOCER:

Journalisten neigen dazu, die Dinge zu vereinfachen. Dass das nicht immer das richtige Mittel ist, beschreiben Toralf Staud und Johannes Radke. Das Bild, das Medien von Neoazis zeichnen – mit Springerstiefeln und Bomberjacke – solle man sich aus dem Kopf schlagen, kaum ein Neonazi sehe heute noch so aus.
Wie die Familien der NSU-Opfer leben, das hingegen scheint die Medien brennen zu interessieren: Wie sie die Familie des NSU-Opfers Enver Simsek belagert haben, beschreibt seine Tochter Semiya eindrücklich. Nachdem die Familie ihre Telefonnummer geändert hatte, begannen Journalisten, wildfremde Menschen im Ort nach der Familie auszuhorchen.

Kritik üben auch Sheila Mysorekar und Thomas Schuler aus unterschiedlichen Gründen: Schuler beschreibt den Fall des Buchautors Peter Köpf, der sich mit den „Tagesthemen“ um die Anerkennung seiner Arbeit streitet – sie hatte sich an seinen Recherchen bedient, ohne dies darzustellen. Mysorekar hingegegen beklagt sich über die unsensible Sprache von Journalisten, wenn es um schwarze Menschen geht. Ihr Vorschlag: Einfach mal nachfragen!

Gute Nachrichten werden uns zu guter Letzt aus Texas gemeldet: Beim International Symposium of Online Journalism hat unsere Autorin Zuversicht statt Angst vor dem neuen Medienzeitalter ausgemacht. Projekte, die von kleinen Start-ups gegründet werden, sagt man dort, hätten große Chancen auf dem Medienmarkt.