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N#mmer: Magazin gegen Vorurteile

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Mit langen schlanken Fingern spielt Denise Linke an ihrer Kaffeetasse, aus der sie noch keinen Schluck genommen hat. In der unruhigen Atmosphäre eines Cafés in Berlin-Mitte ist sie zu sehr damit beschäftigt, den Fragen ihres Gegenübers zu folgen. „Ich kann die Gespräche, die Hintergrundmusik und das Geschehen auf der Straße einfach nicht ausblenden“, erklärt die 25-jährige Autistin. „Mir fehlt der Filter, mich auf nur eine Sache zu konzentrieren.“

Doch ungeachtet des Aufmerksamkeitskampfes in ihrem Kopf beginnt Linke schließlich ausführlich über ihr neues Magazin zu sprechen. Angefangen beim Ursprung der Idee: „Ich war unter der Dusche und habe mir überlegt, was ich auf der nächsten Bahnfahrt lesen möchte“, erzählt sie. „Ein Magazin über Asperger sollte es sein, das gab es aber nicht. Darüber habe ich mich zehn Minuten lang geärgert und dann beschlossen, selbst ein solches Magazin zu machen.“

Gedacht, getan. Ein Bekannter brachte sie mit Oliver Gehrs von „Dummy“ in Kontakt, der ihr hilfreiche Tipps mit auf den Weg gab. Und seit Mitte Mai läuft nun die Crowdfunding-Kampagne für „N#mmer – Das Magazin für Autisten, AD(H)Sler und Astronauten“. Knapp 2.000 Euro hat Linke bereits durch fast 70 Supporter eingesammelt. Das Zehnfache soll es bis Ende Juli werden, damit die erste Ausgabe ihres Magazins in Druck gehen kann. Linke hat also noch einen weiten Weg zu gehen, ist aber optimistisch. „Von der ersten Ausgabe sollen 5.000 Hefte gedruckt werden. Das sind etwa 0,26 Prozent der in Deutschland lebenden Autisten und ADHSler. Also niemand“, sagt Linke. „Wenn ich die nicht verkauft bekomme, dann weiß ich auch nicht weiter.“

Die erste Ausgabe soll sich ums Thema Liebe drehen. Aber nicht nur. „,N#mmer‘ ist nicht als monothematisches Heft geplant“, stellt Linke fest. „Es wird lediglich in mehreren großen Artikeln um das Thema gehen.“ Auf den übrigen Seiten des etwa 100 Blatt starken Hefts sollen Artikel zu Psychotherapieformen, Stimmungsbilder zu unterschiedlichen Medikamenten oder auch Kontaktanzeigen Platz finden. Außerdem werde es ein Interview mit Sascha Lobo geben sowie einen Gastbeitrag des renommierten amerikanischen Journalisten Andrew Solomon. „Ich möchte ein Lifestyle-Magazin machen, das sich an Betroffene richtet, aber auch für andere Leser, für die Astronauten, die Besucher unserer Welt, interessant ist.“

Damit jeder gern zu „N#mmer“ greift, werde sich das Magazindesign an den locker-stylischen Layouts von „Neon“, „Dummy“ oder „Brand eins“ orientieren. Magazine, die auch Linke regelmäßig liest. „Ich bin ein Print-Liebhaber. Ich habe zwar keine Zeitschrift im Abo, lese aber vieles querbeet. Auch wenn es ein neues Magazin über ,World of Warcraft‘ gibt, schlage ich zu“, gibt Linke zu und lacht.

Wenn sie nicht gerade liest, verbringt sie ihre Zeit hinter einem Rechner in der „FAS“-Redaktion in Berlin. Dort hospitiert sie zur Zeit im Feuilleton. „Danach werde ich zu ,Zeit Online‘ gehen“, berichtet Linke. Ihr Masterstudium in Zeitgeschichte an der Uni Potsdam hat sie erst mal auf Eis gelegt. Ihre journalistische Karriere und vor allem „N#mmer“ sollen erst einmal im Vordergrund stehen. „Es braucht so einen Vermittler zwischen Autisten, ADHSlern und neurotypischen Menschen“, sagt Linke, „weil die Medien sehr voreingenommen und häufig auch falsch über uns berichten. Das will ich ändern.

Wenn Linke die Crowdfunding-Kampagne erfolgreich beenden kann, erscheint die Erstausgabe von „N#mmer“ im Herbst. Jeden Tag bekomme sie zahlreiche Mails von Lesern, die schon sehnsüchtig auf das Magazin warten.