Und wann wird Maschmeyer verknackt?
Gleich vorab zur Klarstellung: Das tut man nicht!!! Auch einen wie Maschmeyer darf man nicht erpressen. Und trotzdem überkam mich die kalte Wut, als ich in der Zeitung las, dass da ein Ganove aus dem rheinischen Grevenbroich zu 30 Monaten Knast verurteilt worden war, weil er höchst dilettantisch Carsten Maschmeyer erpressen wollte. Meinen Reflex konnte ich einfach nicht unterdrücken: Und wann wird Maschmeyer endlich mal verknackt?
Denn das will mir nicht in den Kopf: Der verhinderte Entführer, der für sich ins Feld führte, er sei ein Opfer von Maschmeyers AWD, wird – zu Recht – verurteilt. Gegen Christian Wulff ermittelt die Staatsanwaltschaft. Aus dem Schloss Bellevue musste der Ex-Bundespräsident ausziehen. Wir von den Medien haben ihn gnadenlos gejagt. Nur das, was er sich zuschulden kommen ließ – wenn überhaupt -, sind Petitessen gegen Maschmeyers Taten, Untaten oder was auch immer.
Maschmeyer – wir von „Panorama“ haben es aufgezeigt, er kann es uns nicht verbieten – hat zig tausend Menschen mit seinen dubiosen Finanzprodukten um ungezählte Millionen gebracht, wird selbst auf über 600 Millionen Euro geschätzt. Sieht man Maschmeyers Schulungsvideos von früher, mit denen er seine Drückerkolonnen trainierte, fragt man sich: Warum wird er einfach nicht belangt? Ich weiß nicht genau, was; aber irgendwas ist faul im Staate D.
Denn dieser Maschmeyer läuft nicht nur unbehelligt rum; nein: bei großen Ereignissen, zu denen es ihn immer wieder drängt, darf er sich für Zeitungen, Illustrierte und sogar für öffentlich-rechtliche Nachrichtensendungen ablichten lassen – immer strahlend. Dass er jetzt auch noch ein Buch rausbringt mit dem Titel „Selfmade: erfolg reich leben“, wird nicht als zynische Unverschämtheit, sondern schiere Normalität behandelt. Die „Bunte“ hofiert Maschmeyer und seine Veronica Ferres, als seien sie der deutsche Royalty-Ersatz. Mal geht es um die Villa im Süden, dann um die Liebe der beiden .
Und die „Bild“-Zeitung, die sich in der Causa Wulff als Leuchtfackel investigativer Recherche und Sturmgeschütz der Pressefreiheit feiern ließ, jubelt ihn besonders gern hoch. Freundlich ignoriert sie, wie viele kleine Leute, also auch „Bild“-Leser, von dem Finanzjongleur ins Unglück gestürzt wurden. Stattdessen vermeldet sie artig, dass sich der vermeintlich ehrenwerte Herr Maschmeyer mit seiner Veronica F. verlobt habe. Und, auch das konnten wir in „Bild“ lesen, dass die chronischen Maschmeyer-Freunde Guido Westerwelle und Gerhard Schröder, bei dem uns seit langem schon nichts mehr wundert, mitgefeiert haben. Christian Wulff hatte seine Bettina geschickt. Einsicht geht anders.