Rettungsring
Wer in der Nachrichtenflut zu ertrinken glaubt, für den hat jetzt Peter Laufer an Amerikas Westküste einen Rettungsring ausgeworfen, der uns auf dem Umweg über Italien erreicht. Seit eh und je ein Querdenker unter Amerikas investigativen Journalisten und seit kurzem Journalistik-Professor an der University of Oregon, fordert uns Laufer in seinem neuen Buch „Slow News“ zu einem reflektierteren Umgang mit den Medien auf. Derzeit ist der Titel nur auf Italienisch (bei Sironi in Mailand) publiziert, eine englischsprachige Version folgt 2012.
Laufers Brevier enthält 30 Ratschläge – einige davon sind so naheliegend, dass sie sich mühelos beherzigen lassen: „Schalten Sie den Fernseher aus, wenn Sie mehr wissen als der Moderator.“ Andere zeugen von geradezu philosophischem Tiefgang: „Wir laufen Gefahr, dass uns vor lauter Lärm das wirklich Wichtige entgeht.“
Zu Recht fragt uns Laufer: „Wenn Sie nicht selbst im Mittelpunkt einer Newsstory stehen – wie wichtig ist es eigentlich, dass Sie minutengenau Bescheid wissen, wie sich die Ereignisse irgendwo in weiter Ferne entwickeln?“ Und weiter: „Haben Sie Prinzessin Diana persönlich gekannt? Vermutlich nicht. Falls Sie wirklich nichts besseres mit Ihrem Leben anzufangen wissen: Warum ist es wichtig für Sie, sich mit jedem minutiösen Detail, mit jeder Spekulation über ihren Unfall-Tod zu beschäftigen?“
Zwar würden uns die Nachrichtenanbieter vom Gegenteil zu überzeugen suchen, weil sie uns 24 Stunden täglich an ihrem Tropf hängen haben möchten und weil sie uns den jeweils wichtigsten „kritischen Update“ jeweils nach der nächsten Werbeeinblendung versprechen. Doch dieser Versuchung gelte es zu widerstehen. Als „überfütterte Nachrichtenkonsumenten“ erinnert uns Laufer taktvoll daran, „zu kauen, bevor wir uns verschlucken“.
Aber er fordert uns auch auf, selbst aktiv zu werden: „Wenn wir uns durch das kontinuierliche News-Gebrabbel einschüchtern lassen und wenn wir glauben, wir könnten keinerlei Veränderung bewirken, dann verdienen wir nichts Besseres als das, was wir bekommen.“
Diese Kolumne wurde zuerst in der österreichischen Wochenzeitung „Die Furche“ (51/2011) veröffentlicht.