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brutal: Von Schüssen, Peitschen und Beamten

Die Kompaktklasse 52K der Deutschen Journalistenschule arbeitet derzeit an ihrem Abschlussprojekt: Das Magazin “brutal” soll sich mit allen Facetten von Gewalt beschäftigen. Für VOCER berichten die jungen Journalisten von der Entstehung ihres Hefts.


Am Abzug

denizaykanat

Wie fühlt es sich an, auf einen Menschen zu schießen? Ihn zu töten? Das wollte ich einen Soldaten oder Polizisten fragen. Also jemanden, dem sein Beruf auferlegt, im Ernstfall abdrücken zu müssen.
Es stellte sich als sehr schwierig heraus, einen Polizisten oder Soldaten zu finden, der darüber sprechen möchte. Wer erinnert sich gern an das Töten eines Menschen?
Über mehrere Ecken stieß ich dann doch auf einen Protagonisten. Kurzerhand nahm ich den ICE nach Hamburg. Im Gepäck: Aufnahmegerät, Mikro, Block, Stift, eine kleine Kamera. Und große Zweifel, ob sich daraus wirklich eine gute Magazingeschichte machen lässt.
Eine bis zwei Seiten waren für die Schilderung des tödlichen Schusses eingeplant, geschrieben aus der Sicht des Soldaten. Das Schwierigste: mein Protagonist hatte schon viel über seine Erlebnisse gesprochen. Welche Neuigkeit konnte ich noch erzählen?
In Hamburg erzählte mein Protagonist so viel Neues, dass sich nach Stunden das Aufnahmegerät mit einem langgezogenen Piepston verabschiedete. Platt von meinen Eindrücken setzte ich mich in den ICE nach München und schrieb eine ganz andere Geschichte als ursprünglich geplant.
Deniz Aykanat

Im Kino

yannicklowin

Das muss der beste Job der Welt sein, dachte ich mir: Filmprüfer bei der FSK. Jeden Tag entspannt Filme gucken – in Heimkinoatmosphäre oder gleich im hauseigenen Filmtheater.
Tatsächlich war meine Protagonistin, eine Beamtin, entsprechend gut drauf. Die anderen Sichter standen entspannt in der Kaffeeküche und deckten sich noch mit Getränken ein, bevor die Prüfsitzung losging.
Nach der Entspannung kommt die Arbeit: Manchmal diskutieren die Prüfer nach einem Film bis zu zwei Stunden lang, ab welchem Alter der Streifen freigegeben werden sollte. Dass der Job hart sein kann, hat mir auch ein FSKler aus Bremen bestätigt: „Wenn man um 9 Uhr mal einen krassen Horrorfilm gesehen hat, bei dem um 5 nach 9 das erste Genick bricht, dann weiß man, dass das Arbeit ist.“
Yannick Lowin

In Leder

nathaliestueben

Beim Stichwort „Gewalt“ poppte in meinem Kopf sofort das Bild einer Domina auf. Ich hätte wahnsinnig gern eine porträtiert, aber da waren RTL 2 und Co leider schneller. Ausgelutscht, weg damit.
Nächster Anpacker: Gibt es eigentlich Domini, Dominis, Dominusse – wie nennt man bloß das männliche Pendant zur Domina? gutefrage.net sagte mir, das hieße „Sado“. Aha. Die Frage hat sich letztlich erübrigt, denn es gibt keine männlichen Dominas, zumindest nicht im professionellen Bereich.
Ich bin schließlich bei einer anderen Gruppe von SM-Anhängern gelandet. Die haben mir dann auch erklärt, dass „Sado“ nur Leute sagen, die keine Ahnung haben. Und dass es keine professionellen Doms (ja, das ist das richtige Wort) gibt, weil Frauen, die gehauen werden wollen, kein Problem haben, jemanden zu finden, der sie schlägt.
Nathalie R. Stüben

Im Käfig

hannagieffers

Mixed Martial Arts ist brutal. Mixed Martial Arts ist mehr als das. Im Käfig kämpfen zwei Gegner, fast alles ist erlaubt: Schläge, Tritte, Bodenkämpfe. Unsere Webreportage blickt hinter die Kulissen des Sports.
Einen Monat lang haben wir einem jungen Sportler dabei zugesehen, wie er sich auf seinen nächsten Kampf vorbereitet. Er steht kurz vor dem Abi und möchte MMA-Profi werden. Was treibt ihn an? Welche Geschichte steckt hinter den wenigen Minuten im Käfig?
Wir haben mit seinen Eltern gesprochen, seinen Arzt nach den körperlichen Risiken gefragt und bei Politikern nachgehakt, warum sie MMA nicht im deutschen Fernsehen ausstrahlen lassen wollen. Die Webreportage verbindet Videos, Bilder, Ton und Text.
Hanna Gieffers

Mehr kurze Blitze aus dem „brutal“-Heft: nächste Woche an dieser Stelle.