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Correct!v: Nicht sexy, aber ambitioniert

David Schraven ist ein echter Pottmensch, leicht erkennbar am Zungenschlag und an seiner Art, nicht groß um den heißen Brei zu reden, sondern gleich zum Punkt zu kommen. Für seinen neuen Job als Redaktionschef des investigativen Recherchebüros „Correct!v“ ist er von der Funke Mediengruppe (u. a. „WAZ“) zum Stiftungsjournalimus gewechselt. Ausschlaggebend dafür, dieses Projekt ins Leben zu rufen, war nicht etwa ein Mangel an investigativem Journalismus in Deutschland, sondern die Freiräume, die ein solcher Rahmen schafft.

Freiräume schaffen für aufwändige Rechercheprojekte

David Schraven, Redaktionsleiter von Corret!v

David Schraven, Redaktionsleiter von „Corret!v“. (Foto: Correct!v)

Freiräume, um auch die Geschichten anzupacken, die „unsexy“, dafür aber mit viel Arbeit verbunden sind. „Wir sind unabhängig von Zielpublika“, sagt Schraven. Das sei wichtig, wenn es um Themen gehe, wie einen umfassenden Blick hinter die Kulissen der Sparkassen zu werfen — nicht nur bei zwei, drei Filialen, sondern flächendeckend. Das erklärte Ziel von „Correct!v“ ist es, aufwändige Recherchen und die Mittel des investigativen Journalismus für die breite Masse zugänglich zu machen. So können beispielsweise Lokaljournalisten auf das Datenmaterial von „Correct!v“ zugreifen, um ein unübersichtliches Thema auf die lokale Ebene herunterzubrechen.

Ein Team mit Malochermentalität

Darin liegt der Kern des Projekts: Den arbeits- und zeitaufwändigen Teil der investigativen Arbeit zu übernehmen und die Ergebnisse an Medien weiterzugeben, die diese dann in ihren jeweiligen Formaten ans Publikum bringen. Dahinter steht die typische Malochermentalität des Ruhrgebiets. Schraven und seine bislang sieben Kolleginnen und Kollegen haben keine Angst, sich die Finger schmutzig zu machen, wenn sie den „Graubereich zwischen Wirtschaft und Politik“ beleuchten oder Datensätze, die in die Millionen gehen, auswerten. Dazu passt auch, dass „Corret!v“ seinen Hauptsitz mitten im Pott, in Essen, hat und nicht in einer der Medienglitzerstädte wie Hamburg, Berlin oder München. Ein positives Signal für die zuletzt besonders arg gebeutelte Presse im Ruhrgebiet.

Damit das Projekt erst einmal in den Gang kommt, fördert die Essener Brost-Stiftung, benannt nach „WAZ“-Gründer Erich Brost und seiner Frau Anneliese, Schraven und sein Team mit drei Millionen Euro. Zunächst drei Jahre lang. Wenn alles gut läuft, haben sich bis dahin genügend Fördermitglieder gefunden, die von da an das Projekt weiterfinanzieren. „Correct!v“-Fördermitglieder sollen Zugang zu Rechercheprotokollen und anderem Material haben, bei der Themenauswahl mitreden und zudem als Experten oder Recherchehelfer direkt in die Arbeit eingebunden werden. Pro tausend Mitglieder kann eine weitere Mitarbeiterin eingestellt und ein weiteres Thema behandelt werden.

Ein Projekt mit Signalwirkung

Zum Start des Projekts fallen die Stimmen überwiegend positiv aus. VOCER-Herausgeber Stephan Weichert etwa weist darauf hin, dass es in diesem Bereich nicht um Konkurrenz verschiedener Redaktionen gehe, sondern um Zusammenarbeit. Weichert benennt das Stiftungsprojekt „ProPublica“ in den USA als ein länger bestehendes Beispiel dafür, wie man kollaborativ erfolgreich sein kann. „ProPublica“ ist auch eines der expliziten Vorbilder von „Correct!v“, um mit gemeinnützigem Journalismus einen Beitrag zur Aufklärung der Gesellschaft zu leisten. Und bei „Zeit Online“ hegt man die Hoffnung, dass ein solches Unterfangen ein positives Signal in Zeiten der andauernden Medienkrise sein könnte.

Mit der Zeit soll das Projekt weiter wachsen. Ziel sei es, das Büro bis zum Ende der Stiftungsförderung auf 20 Journalistinnen und Journalisten auszubauen. Einen speziellen thematischen Fokus werde es nicht geben. Neben Korruption in Wirtschaft und Politik sowie Sparkassengemauschel sollen auch Themen aus dem Gesundheitsbereich und zur Nazi-Problematik stattfinden. Ganz besonders am Herzen liegt Schraven persönlich das Thema deutsches Bildungssystem. Die Kleinstaaterei im Bildungsbereich ist ein Paradebeispiel für die sperrigen Themen, denen sich „Correct!v“ widmen wird. Ab September dieses Jahres, schätzt Schraven, werden dann die ersten Rechercheergebnisse veröffentlicht werden.