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Die mobile Renaissance der Reportage

Illustration: Christiane Strauss

Sit Back, Relax, and Read That Long Story—on Your Phone

Eine der besten Reportagen, die „Buzzfeed“ jemals veröffentlicht hat, ist die fantastische Geschichte von Drew Philp, der für 500 Dollar eine Bruchbude in Detroit kaufte, renovierte und nun darin wohnt. Der 6.000 Worte lange Essay (ja, so etwas gibt es bei „Buzzfeed“!) wurde innerhalb von zwei Wochen rund eine Million mal aufgerufen. Erstaunlich: Knapp die Hälfte der Aufrufe waren mobil, wobei sich Smartphone-Nutzer (nicht zu verwechseln mit Tablet-Nutzern!) durchschnittlich 25 Minuten lang mit Drew Philips Geschichte beschäftigten. Mit dieser Renaissance der Reportage im mobilen Zeitalter befasst sich Megan Garber in einem Beitrag bei „The Atlantic“ (siehe Überschriftenlink). Sie zitiert dabei „Buzzfeed“-Gründer Jonah Peretti: „I have this experience of people telling me, ‚You know, I actually like reading on my phone now.'“ Zwei Gründe nennt Peretti dafür, dass Nutzer inzwischen gerne lange Beiträge auf dem Smartphone lesen und lange Videos anschauen. Erstens: Das Smartphone ist immer da, ob im Bett oder an der Bushaltestelle. Und zweitens: Endlos-Scrollen statt Weiterklicken ist intuitiver. Medienanbieter sollten sich darauf einstellen. Passend zu diesem Thema von „Buzzfeed“-Chefredakteur Ben Smith bei Medium: What The Longform Backlash Is All About.

Ezra Klein Is Joining Vox Media as Web Journalism Asserts Itself

David Carr von der „New York Times“ analysiert, was den „Washington Post“-Autoren Ezra Klein bewogen hat, zum Webunternehmen Vox (publizistisches Aushängeschild: „The Verge“) zu wechseln. Es sei vor allem die DNA reiner Webmedien, die ohne den Ballast traditioneller Medienproduktion in unglaublichem Tempo Innovation vorantreiben, glaubt Carr. „It is not as simple as journalists going to a digital site and doubling their salary“ – so zitiert Carr den Vox-Chef Jim Bankoff: „Many of these people, including Ezra, have a vision of creating something remarkable. There is a better way of doing things and we like to think that we are using technology in service of creativity, journalism and storytelling.“

Should the AP Really Have Fired This Pulitzer-Prize War Photographer?

Narcisco Contreras, Pulitzer-Preis-gekrönter freier Pressefotograf, wird künftig keine Aufträge mehr von der Nachrichtenagentur Associated Press bekommen. Sein Faux Pas, den die AP unverzeihlich fand: Er retuschierte aus seiner Aufnahme eines syrischen Rebellen, die Kamera eines Kollegen heraus, die in der Ecke zu sehen war. „Gawker“ stellt die Frage, wie weit Bildbearbeitung im digitalen Zeitalter gehen darf.

Recalculating the newsroom: The rise of the journo-coder?

Journalisten sollten programmieren lernen, lautete vor zwei, drei Jahren eine Devise im digitalen Journalismus. Inzwischen hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass nur wenige Journalisten wirklich bis ins Detail selbst programmieren sollten (nur die, die es wollen und können), sehr viel mehr Journalisten als heute aber vor allem in Teams mit Programmierern arbeiten sollten. Wie die Zusammenarbeit tatsächlich abläuft – dazu hat Liz Hannaford für ihr Buch „Data Journalism: Mapping The Future“ Journalisten bei der BBC und der „Financial Times“ befragt. Das Interviewkapitel steht als Auszug bei journalism.co.uk.

The Six Things That Make Stories Go Viral Will Amaze, And Maybe Infuriate You

Maria Konnikovas lesenswerter essayistischer Versuch, zu analysieren, warum manche Medieninhalte geteilt werden, andere nicht. Viralitätstheorie von Aristoteles bis „Upworthy“.

Smartwatches and the digital future of news

Alastair Reid fragt bei journalism.co.uk Journalisten, wie sie das Potenzial von Smart Watches (Pebble, Galaxy Gear und Co.) für den Journalismus einschätzen. Jeff Sonderman vom American Press Institute sieht die Gadgets am Armband vor allem als Neuerung für die Medienrezeption, weniger für die -produktion: „Watches are a really good notification system. It’s a good way to get buzzed with a short message that alerts you to something going on right now that is important to you.“


Diese Kolumne erscheint auf „MedialDigital“.