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Die neue vierte Gewalt

Illustration: Christiane Strauss

When you’re in a Fourth Estate situation

Der New Yorker Journalismusprofessor Jay Rosen analysiert, was die Vierte Gewalt heutzutage bedeutet, wo ein Blogger wie Glenn Greenwald mit seinen Interviews mit Edward Snowden in Atem hält. Greenwald stützt sich dabei auf die Medienmacht des „Guardian“, müsste es aber nicht. „The Fourth Estate is really a state of mind. Some in the press have it, some don’t. Some who have it are part of the press. Some, like Ladar Levison and Edward Snowden, are not“, glaubt Rosen.

AOL’s Patch: A Problem Of Scale

Howard Owens, Betreiber der hyperlokalen Newssite „The Batavian“ im ländlichen Teil des Bundesstaats New York, glaubt, dass der schleichende Niedergang von „Patch“ (übersetzt ungefähr: Gemüsegarten) fälschlicherweise so interpretiert wird, dass hyperlokale Nachrichten keine Zukunft hätten, weil sie sich wirtschaftlich nicht rechnen würden. „Patch“ gehört dem Medienkonzern AOL, der die USA mit 100 gleichartigen hyperlokalen Nachrichtensites überziehen wollte. Insofern war der Name immer schon irreführend: Die „Patch“-Sites sind keine individuellen Biogärten, sondern so gleichförmig wie Gemüse aus industrieller Zucht. Inzwischen wird das Projekt „Patch“ immer weiter zurückgefahren und mehrere hundert Redakteure haben ihren Job verloren. „The Batavian“ hingegen gehört ebenso wie „The West Seattle Blog“ zu den erfolgreich unabhängigen sublokalen Nachrichtenseiten im Netz. Sie beweisen, dass sublokale Sites funktionieren, wenn sie nicht von oben implementiert werden, sondern aus der lokalen Community heraus wachsen. „Our advantage is that our costs are low – our only overhead to start with is keeping a roof over our heads – and we’re embedded in our community“, sagt Owens. Eines allerdings habe AOL-CEO Tim Armstrong richtig erkannt, glaubt Owens: „Legacy media spends too much money on producing printed products.“

Andere über uns: „Ist das nun die Zukunft des Journalismus?“

Die beiden Journalistinnen Steffi Fetz und Lisa Altmeier (Anmerkung der Redaktion: Stipendiatinnen des VOCER Innovation Medialab) sind für drei Monate in Brasilien unterwegs – nicht als normale Korrespondentinnen, sondern als „crowdspondents“. Sie sind nur ihren Lesern verpflichtet, nicht Redaktionen, die filtern, was die Leser zu interessieren hat. Inzwischen werden immer mehr Medienbeobachter auf die beiden Pionierinnen aufmerksam, so dass sie beinahe ebenso viele Interviews geben wie sie führen. Eine interessante Presseschau.

Who needs Kickstarter? Projects look outside the box for new crowdfunding

Kickstarter war nicht die erste Crowdfunding-Plattform (IndieGogo und Spot.Us sind älter). Es ist aber die erste Site, die Schwarmfinanzierung massenkompatibel gemacht hat. Und zwar in einem solchen Maße, dass „to kickstart a project“ zumindest in den USA zu einem generischen Begriff geworden ist – ungefähr wie „Tesafilm“ statt Klebefilm. Nun aber, so glaubt Russell Brandom in einem Beitrag für „The Verge“, ist das Zeitalter der vielen Crowdfunding-Facetten angebrochen – mit neuen Plattformen, unabhängigen Projekten und White-Label-Software für Crowdfunding.

I’m afraid to write my first post on „Medium“

Angus Woodman schreibt einen ersten Beitrag für „Medium“ – eine neue Plattform, die Nutzerkommentare als Annotationen an den passenden Stellen unterbringt. Woodman glaubt den Ansprüchen der hochgelobten Site nicht genügen zu können. Koketterie als hohe Kunst.


Diese Kolumne erscheint auf „MedialDigital“.