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Dienst an der Demokratie

Hafenstädte sind nicht nur Knotenpunkte internationaler Warenströme, sondern zugleich auch Umschlagplätze für Informationen und Nachrichten. Hamburg macht da keine Ausnahme und ist deshalb seit Jahrhunderten eine Medienstadt und seit Gründung der Bundesrepublik auch die führende im Land. Große Namen sind damit verbunden.

Hier wirkten unter anderem Rudolf Augstein und Gert Bucerius, Axel Springer, Henri Nannen und Marion Dönhoff. Sie haben Maßstäbe gesetzt und definieren mit ihrer Arbeit bis heute, was wir unter gutem Journalismus verstehen. Der „Spiegel“, die „Zeit“, der „Stern“ und auch die Tagesschau stehen bis heute stilprägend für ihre Genres. Aber guter Journalismus findet nicht nur in diesen bundesweit bekannten Flaggschiffen, sondern in ganz vielen Redaktionen überall in der Republik statt.

Als Ende April hier in Hamburg die Henri-Nannen-Preise verliehen wurden, waren unter den Preisträgern gleich zwei Kollegen, die in Regional- und Lokalzeitungen Herausragendes leisten: Wolfgang Kaes vom „Bonner General-Anzeiger“ hat den Preis für die beste investigative Geschichte bekommen. Ihn hat eine Anzeige in der Zeitung nicht losgelassen, mit der behördlich vorbereitet werden sollte, dass eine seit 16 Jahren verschwundene Frau für tot erklärt wird. Er begann zu recherchieren, fand neue Zeugen, trieb die Polizei zu neuen Ermittlungen an und deckte so am Ende auf, dass der Ehemann der Vermissten seine Frau 16 Jahre zuvor umgebracht hatte.

Preis für Pressefreiheit

Der Preis für Pressefreiheit ging an René Wappler von der „Lausitzer Rundschau“. Seit einiger Zeit werden er und seine Redaktion in Spremberg von Nazis bedroht, nachdem Wappler über deren Aufmärsche in der Stadt berichtet hatte. Kurze Zeit später wurde die Redaktion mit Spraydosen und Schweinekadavern verunstaltet. Wappler sollte bedroht und eingeschüchtert werden. Doch er hat sich nicht beeindrucken lassen und kämpft tagtäglich weiter für die Freiheit, die Wahrheit schreiben und verbreiten zu dürfen. Seine Redaktionstür steht allen Bürgerinnen und Bürgern offen. Er ist Teil seiner Stadt und berichtet über deren Schicksal.

Diese beiden Preisträger sind beeindruckende Vorbilder für journalistische Professionalität und Zivilcourage. Sie zeigen, was wir an einem guten Lokaljournalismus haben. Die ausgezeichneten Kollegen erzählen mit ihrer Arbeit Geschichten, die sonst nicht erzählt werden würden. Sie decken Netzwerke auf, deren Knotenpunkte sonst im Dunkeln blieben. Und Sie sorgen dafür, dass Politik und Engagement nicht bloß etwas für die abstrakten und vermeintlich großen Themen ist, sondern sich auch alltäglich in der Stadt, in der Gemeinde und im Landkreis wiederfindet.

Nicht gemein machen

Es gibt den alten Satz von Hanns-Joachim Friedrichs, dass sich Journalismus mit keiner Sache gemein machen dürfe, auch nicht mit einer guten. Diese Forderung darf nicht mit Standpunktlosigkeit verwechselt werden. Sich nicht gemein zu machen bedeutet nicht, dass einem alles einerlei ist. Im Gegenteil.

Journalismus hat immer einen Standpunkt und mehr noch einen Standort. Wer in Berlin oder Hamburg über die große Politik berichtet, der ist auf seine Unabhängigkeit bedacht und mag um sie kämpfen, aber er gehört letzten Endes eben doch in ein bestimmtes Milieu aus Politik, Medien und Agenturen. Im Lokalen wird dieses Einbezogensein noch viel intensiver spürbar – und deshalb auch oft offensiv und pragmatisch zu einem Teil guter journalistischer Arbeit erklärt. Wer in einer Stadt lebt und über sie schreibt, dem liegt sie auch am Herzen, der schaut mit Empathie und vielleicht auch Stolz, auf das, was dort geschieht. Dem tut es aber zugleich umso mehr weh, wenn etwas schief oder aus dem Ruder läuft. Und ein guter Journalist bringt es unerbittlich an die Öffentlichkeit.

Deshalb mache ich mir auch keine Sorgen um die Fähigkeit zur Kritik. Sie wird gebraucht und letztlich auch immer zur DNA Ihres Berufsstandes gehören.

Geschichten ausgraben

Was mich aber darüber hinaus freut, ist ein Journalismus, der sich nicht unreflektiert als neutraler Beobachter inszeniert, sondern der sein Einbezogensein in räumliche und soziale Zusammenhänge reflektiert und sich im Wissen um sie eigenständig und kompromisslos daran macht, Geschichten auszugraben und Missstände anzuprangern.

Gerade die starke und tiefe regionale Verankerung der Presse und des Journalismus in Deutschland ist ein Grund dafür, dass wir auch in Zeiten der so genannten Medienkrise immer noch flächendeckend qualitativ guten Journalismus in Deutschland vorfinden. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht. Eine demokratische Notwendigkeit schon.

Denn ohne die journalistische Vermittlung von Informationen, ohne das kritische Nachfragen und das bissige Kommentieren wären wir kaum in der Lage, uns mit all den Dingen auseinanderzusetzen, die uns als Gesellschaft gemeinsam bewegen müssen. Journalistinnen und Journalisten haben die Aufgabe, Informationen zu recherchieren und publizieren, sie einer Debatte und einer Bewertung zugänglich zu machen. Ihre Produkte sind Kristallisationspunkte gelingender Öffentlichkeit und damit zugleich eines gesellschaftlichen Bewusstseins in seiner ganzen Pluralität.

Wertvoller Journalismus

Gleichwohl: Es wird schwieriger, diese Leistungen journalistisch zu erbringen und auf Dauer sicherzustellen. Und während der gesellschaftliche Wert journalistischer Angebote nach wie vor unbestritten ist, sieht es mit der Frage nach dem wirtschaftlichen Wert des Journalismus, nach seiner Verkaufbarkeit schon schwieriger aus.

Ich will mich auf diese Umbrüche konzentrieren und versuchen, einige Hinweise darauf zu geben, was jetzt aus meiner Sicht zu tun ist, um die Bedingungen für im Wortsinne „wertvollen“ Journalismus auch in Zukunft zu erhalten. Es ist zwar gefährlich, wenn Politiker über den Journalismus reden. Aber es lässt sich aktuell nicht vermeiden. Angesichts der jüngsten Umbrüche brauchen wir eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie wir künftig unser Zeitgespräch organisieren. Und an dieser Debatte müssen sich Politikerinnen und Politiker als Partner im Zeitgespräch beteiligen.

Nicht indem sie Journalistinnen und Journalisten sagen, wie sie ihren Job besser machen können, sondern indem auch sie sich Gedanken darüber machen, wie die Rahmenbedingungen für gelingenden Journalismus gerade im Lokalen in unserem digitalen Zeitalter aussehen können.

Auf Nachrichten angewiesen

US-Präsident Barack Obama spricht davon, dass Journalismus die „conversation of democracy“ gewährleisten müsse. Und in der Tat ist kaum vorstellbar, wie unser Gemeinwesen ohne die Beiträge kompetenter und unabhängiger Journalistinnen und Journalisten funktionieren könnte. Wir sind angewiesen darauf, dass in Zeitungen und Zeitschriften, Nachrichtensendungen und Reportagen, Blogs und Tickerdiensten die wesentlichen Nachrichten aufbereitet und verbreitet werden.

Durch die journalistische Vermittlung entstehen Gesprächsfäden in unserer Gesellschaft, wir haben die Chance, gemeinsam zu identifizieren, was Relevanz ist und worum wir uns als Gesellschaft kümmern müssen. Das gilt für das Wissen um eine gesundheitspolitische Reform ganz genauso wie für die Kenntnis eines neuen Bebauungsplans oder der Umgestaltung eines innerstädtischen Platzes. Journalismus informiert nicht bloß. Journalismus schafft Orientierung, die in der Unübersichtlichkeit moderner Gesellschaften dringend nötig ist. Heute wahrscheinlich mehr denn je.

Woher kommt das Geld?

Das Hans-Bredow-Institut hat im letzten Jahr in einer Studie gefragt, welchen Medienangeboten die Bürgerinnen und Bürger die größte Relevanz für die politische Meinungsbildung zuschreiben. Auf Platz 1 landete die Tagesschau und auf Platz 3 die „Bild“. Dazwischen, auf Platz 2, kam allerdings Google, weil offensichtlich zunehmend die Plattformen, auf der Informationen gefunden werden können, in den Fokus rücken.

Die Studie zeigte neben diesen Ergebnissen aber auch, dass die meisten weiterhin direkt zur Tageszeitung greifen, wenn sie regionale und lokale Nachrichten suchen. Und wir wissen aus anderen Statistiken, dass die Reichweiten der Tageszeitungen und der Zeitschriften durch die weitere Verbreitung im Netz so hoch wie nie zuvor sind.

Die drängende Frage, die sich in vielen Redaktionen und Verlagen stellt, lautet aber: Wie verdienen wir damit noch Geld? Die Reichweite ist durch das kostenlose Angebote erkauft und das alte Geschäftsmodell ist weitgehend zerbrochen.

Was passiert ist, wird am ehesten klar, wenn man einmal kurz zurückblickt: Die erste regelmäßig erscheinende Zeitung der Welt hat Johann Carolus ab 1605 in Straßburg herausgebracht. Er brauchte dazu eine Genehmigung des Magistrats der Stadt. Sein Antrag ist bis heute überliefert. Er stützt sich nicht auf publizistische Erwägungen, sondern darauf, dass er als Drucker eine nicht ausgelastete Maschine hatte und deshalb einkommende Nachrichten und Briefe vervielfältigen und verkaufen wollte. An der Wiege der Zeitung stand somit ein ökonomisches Interesse.

Schwindende Anzeigenbudgets

Und in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts hat der Zeitungswissenschaftler Karl Bücher die Zeitung definiert als Anzeigenraum, der durch die redaktionelle Gestaltung zur Ware wird. Dieser Zusammenhang zerbricht mittlerweile immer mehr. wird entbündelt, wie die Ökonomen sagen. Früher gab es in den Redaktionen eine Anzeigenannahmestelle; die Rubriken- und Kleinanzeigen waren ein wesentlicher Teil der Finanzierung. Heute können Sie diese Anzeigen im Netz verkaufen, ohne dass sie redaktionellen Inhalt produzieren müssten. Und auch die generellen Anzeigenbudgets werden immer kleiner – teilweise in schwindelerregendem Maße.

Zum ersten Mal in der Geschichte stehen Medienhäuser damit vor der Aufgabe, Journalismus zum tatsächlichen Preis und weitgehend ohne Quersubventionierung an den Markt zu bringen – und das nachdem sich in den letzten anderthalb Jahrzehnten im Netz eine Gratiskultur entwickelt hat, gegenüber der sie ohnehin kaum einen Preis überzeugend rechtfertigen können.

Dennoch muss man jetzt anfangen, Journalismus auch im Netz zu verkaufen, wenn Sie wollen, dass Journalismus auch morgen und übermorgen noch einen Wert hat, der seinen Bestand sichern kann. Da werden Sie es in den Lokalredaktionen vielleicht sogar etwas einfacher haben, als die Kollegen aus den Politik- oder Wirtschaftsredaktionen. Sie haben in der Regel immer noch Informationen, die nur wenige Wettbewerber auch haben. Und dort, wo Sie sie nicht haben, werden Sie sich bemühen, diese Information in Zukunft zu bekommen. Denn Sie haben neue Wettbewerber: In immer mehr Gemeinden versuchen lokale Blogger, ebenfalls relevante Öffentlichkeit zu schaffen. Gerade dort, wo es nur noch eine Zeitung vor Ort gibt, kann das das Geschäft sinnvoll beleben. Hier entstehen neue Möglichkeiten, die unsere Öffentlichkeit vielstimmiger und spannender machen und für alle ein Ansporn sein sollten.

Aber dieses Engagement einzelner Bürgerinnen und Bürger kann die verlässliche und regelmäßige Leistung einer Zeitungsredaktion natürlich nur ergänzen und niemals ersetzen.

Gedanken ums Geschäft

Die Politik kann die neuen journalistischen Geschäftsmodelle nicht entwickeln, aber sie kann die Rahmenbedingungen so gestalten, dass sie sich entwickeln können. Dazu sind wir gerne bereit. Es ist ja schon eine Veränderung ums Ganze, dass Sie sich als Journalisten ums Geschäft Gedanken machen müssen und das nicht einfach komplett in die Verlagsetage delegieren können. Aber es lässt sich nicht ändern: Der Erhalt des Journalismus ist eine Aufgabe, an der sich alle beteiligen müssen. Das ist die Grundlage dafür, dass wir den Journalismus als Beruf auch in Zukunft erhalten können. Natürlich ist es ein unglaublicher Freiheitsgewinn, dass sich jeder, der möchte, heute über ein Blog an die Weltöffentlichkeit richten kann.

Aber wir brauchen auch in Zukunft Profis, die recherchieren, auswählen, gewichten, aufbereiten und vermitteln. Diese Aufgabe können wir nicht allein den Usern überlassen. Sie erfordert kompetente Journalistinnen und Journalisten. Gerade in einer Gesellschaft, die sich immer kleinteiliger und immer hochgradiger spezialisiert, brauchen wir Experten des Allgemeinen und der Öffentlichkeit, die diejenigen Themen finden, die alle angehen.

Drei wichtige Aspekte

Was müssen wir tun? Aus meiner Sicht sind mindestens drei Aspekte vordringlich: Wer den Journalismus als Beruf erhalten will, der muss sich erstens um Mediengeschäftsmodelle und ihre Rahmenbedingungen kümmern. Wir versuchen diese Debatte hier in Hamburg zu organisieren. Wir treffen wir uns hier mit Unternehmen und Verbänden aus allen Medienzweigen, um über die Herausforderungen des technologischen Wandels zu reden und nach Möglichkeit ein gemeinsames Verständnis dafür zu entwickeln. Erst das macht es nämlich möglich, auch die Konflikte zum Beispiel zwischen Inhalteanbietern und Internetplattformen produktiv und konstruktiv zu bearbeiten.

Die Aufgabe der Politik ist es hier zunächst, das Gespräch zwischen allen in der Branche zu ermöglichen und notfalls auch zu erzwingen. Medienpolitik hat keinen zentralen Archimedischen Punkt mehr, von dem aus Sie allgemeine Lösungen andrehen könnten. Sie ist eine komplexe Governance, in der viele beteiligt werden müssen, damit alle die Regeln akzeptieren. Hier brauchen wir einen neuen Grundkonsens.

Wer den Journalismus als Beruf erhalten will, der muss sich zweitens um die Kompetenzen von Journalistinnen und Journalisten kümmern, um ihre Aus- und Weiterbildung.

Ich habe Zweifel, dass das Volontariat auf Dauer der Königsweg in den Journalismus bleiben wird und will Ihnen auch sagen warum: Sie können im Volontariat strukturell nur das lernen, was die Redaktion schon kann – abgesehen vom Begleitkurs an der Akademie für Publizistik hier in Hamburg natürlich. In einer Zeit, in der neue mediale Angebote gerade einmal ein halbes Jahr brauchen, um 50 Millionen Nutzer weltweit zu erreichen, ist das nicht mehr in jedem Fall ausreichend. Deshalb investieren die großen Verlage in eigene Akademien, über die sie eine duale Ausbildung anbieten.

Learning by Doing

Ich bin sehr dafür, dass wir entsprechende Angebote auch an staatlichen Hochschulen oder in öffentlich-privater Partnerschaft entwickeln. An der Hamburg Media School wird gerade ein Angebot entwickelt, mit dem journalistische Nachwuchskräfte berufsbegleitend, das Management crossmedialer Strukturen lernen sollen.

Digitaler Journalismus braucht weiterhin das etablierte Learning by doing, aber er braucht auch die systematische Vermittlung von Kenntnissen, die im aktuellen Strukturwandel immer kürzere Halbwertszeiten haben und deswegen nur akademisch zu sichern sind.

Wer den Journalismus als Beruf erhalten will, der muss sich drittens um das Selbstbewusstsein von Journalistinnen und Journalisten kümmern – und zwar im Wortsinne.

Journalismus ist für mich Dienst an der Demokratie. Ohne Journalistinnen und Journalisten, die unabhängig und unerschrocken berichten, was passiert, nützten die schönsten Beteiligungsmöglichkeiten nicht, weil sie nicht informiert genutzt werden können.

Im redaktionellen Alltag geht diese grundsätzliche Perspektive bisweilen verloren, aber das darf nicht passieren. Journalismus muss sich selbst ernst nehmen, um gesellschaftlich relevant zu sein. Das ist die Voraussetzung für seine gute Zukunft. Sie hängt ab davon, dass Journalistinnen und Journalisten ihre Arbeit ernst nehmen und nicht als Spielerei abtun. Zudem gibt es einen Unterschied zwischen Journalismus und PR. Wir brauchen beide, aber das heißt noch lange nicht, dass beides einerlei wäre. Als Politiker mache ich mir mit dieser Forderung natürlich das Leben schwer – aber nur kurzfristig. Mittel- und langfristig wäre es viel schwerer ohne Journalistinnen und Journalisten als Partner im öffentlichen Gespräch der Demokratie.

Von vorne bis hinten

Ich gehöre noch zu denen, die eine Zeitung – mehrere um genau zu sein – von vorne bis hinten lesen und sich nicht auf Ausschnitte, Pressespiegel oder News Alerts verlassen. Es ist etwas ganz Besonderes, dass eine Redaktion jeden Tag aus all den Nachrichten der Welt ein Bukett zusammenstellt. „All the news that’s fit to print“ – heißt es bei der „New York Times“. Jeden Tag, verlässlich, morgens im Briefkasten ein Ausschnitt der Welt mit dem Anspruch: Das alles ist wichtig. Diese kulturelle Leistung will ich nicht missen, auch dann nicht, wenn sie vielleicht nicht mehr auf Papier gedruckt, sondern digital aufs Tablet ausgeliefert wird.

Aber wir müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass das nicht allen so geht. Deshalb ist es wichtig, dass Tageszeitungen präsent sind und ihren Wert demonstrativ beweisen – für den einzelnen Leser genauso wie für das Gemeinwesen, in dem sie erscheinen.

Die Idee des Public Journalism, also dass Zeitungen in ihrer Stadt oder Gemeinde nicht mehr nur unparteiisch berichten, sondern sich zugleich auch darum bemühen, dass Debatten entstehen und Teilhabe möglich wird, weist einen auch demokratisch wertvollen Weg.

Erklären, einordnen, bewerten

Wenn die Informationen immer schneller publiziert werden, dann wird immer mehr die Orientierung zur Aufgabe des Zeitungsjournalismus. Das Erklären, das Einordnen, das Bewerten. Wer Zeitung liest, der erwirbt das Zusammenhangswissen, dass gebraucht wird, um sich in unserer Gesellschaft zu recht zu finden.

Es sind diese Qualitätsinhalte, die keine Suchmaschine und auch kein soziales Netzwerk werden ersetzen können, auch wenn sie zweifellos an Bedeutung weiter gewinnen werden. Die Informationsbuketts werden künftig immer häufiger durch Algorithmen und durch soziale Empfehlungen aggregiert werden.

Das Informationsbukett einer klugen Redaktion wird demgegenüber immer seinen eigenen Wert haben. Deswegen ist es mir um den Journalismus auch nicht bange, so lange kompetente Journalistinnen und Journalisten sich der Verantwortung stellen, das gesellschaftliche Zeitgespräch, die „conversation of democracy“ zu vermitteln und zu moderieren.


Diese Rede hat Olaf Scholz am 17. Mai 2013 beim Forum Lokaljournalismus gehalten.