Eine Stadt für alle? Wissenswertes bei einundleipzig
„Schwaben zurück nach Berlin“ – das war lange das Erste, was man lesen konnte, wenn man aus Leipzigs Hauptbahnhof heraustrat. Mittlerweile ist das Graffiti verschwunden. Die Diskussion um die Stadt, um steigende Mietpreise und schwindenden Wohnraum aber bleibt und nimmt gerade jetzt erst richtig Fahrt auf.
Deshalb gibt es nun einundleipzig: Hier sollen alle die Möglichkeit haben, die Diskussion um die Stadt weiter zu treiben als bisher, auf individueller wie auch auf wissenschaftlicher Ebene. Denn Leipzig ist mehr als illegale Partys und schöne Altbauviertel. Leipzig ist auch, wenn sich Menschen zusammenfinden, um ihr Viertel lebenswerter zu machen. Wenn Wohnraum luxussaniert wird und die Bewohner ausziehen müssen. Wenn Studenten in die Stadt kommen und auf Dauer nicht bleiben können.
einundleipzig kann nur mit Hilfe der Leipziger vorankommen
Wir möchten, dass die Bürger uns sagen, welche Themen für sie wichtig sind. Deshalb fragen wir zum Beispiel: „Warum bist Du nach Leipzig gekommen? Wo wohnst Du und warum? Wie hoch ist Deine Miete? Was läuft gut und was nicht? Wie siehst Du die Zukunft Deiner Stadt?“ Daraus möchten wir ein Informationsangebot schaffen, das sich intensiv mit der Meinung der Bürger, aber auch objektiv und wissenschaftlich fundiert mit Leipzigs Stadtentwicklung auseinandersetzt. Wir versuchen – mit Hilfe von Stadtgeographen – Unwörter wie Gentrifizierung und Re-Urbanisierung zu erklären. Mit öffentlichen Daten der Stadt, aber hoffentlich auch mit den Angaben unserer Leser, möchten wir datenjournalistische Stadtkarten erstellen: zum Beispiel über die Mietpreise und die Altersstruktur in den einzelnen Vierteln, aber auch zur sozialen Versorgung, wie etwa durch Kitas oder Arztpraxen.
Die drei Ziele: Wissenschaftliche Ergebnisse festhalten, Einzel-Schicksale erzählen und Wissen demokratisieren
Die Geschichten hinter den wissenschaftlichen Ergebnissen werden wir ebenso erzählen – in Fotofilmen, Videos und Reportagen. Dadurch werden die Daten und Zahlen greifbarer und verständlicher. Die Einzel-Schicksale und die wissenschaftlichen Ergebnisse sowie die Diskussion über das Thema möchten wir immer in Kontext zueinander setzen. Ziel ist es, im Spätsommer 2014 eine wissenschaftsjournalistische Website zu starten und damit weiteren Input zu geben für die Diskussion unter den Bürgern. Bis dahin soll der Blog uns nicht nur bei unserer Arbeit helfen und sie – wie ein digitales Tagebuch – transparent machen. Er soll auch zur Demokratisierung von Wissen beitragen. Die Stadt und die Diskussion um sie ist unserer Meinung nach ein wichtiges Gemeingut.
Wir, Wolfgang Amann, Christina Schmitt und Carolyn Wißing, sind zum Studieren nach Leipzig gekommen. Auch der gute Ruf der Stadt hat uns gelockt. „Könnt ihr dann überhaupt objektiv sein?“, war eine der Fragen bei unserem ersten Treffen mit den anderen Fellows des VOCER Innovation Medialab. Wir denken: Objektivität gibt es nicht – nur das Bemühen darum. Und wir versprechen, wir werden uns darum bemühen und versuchen, unsere Arbeit zu hinterfragen. Dabei werden wir unterstützt von Geographen des Leibniz-Instituts für Länderkunde in Leipzig. Außerdem steht uns Thomas Hallet, Programmleiter für Wissenschaft beim WDR, mit Rat und Tat und kritischen Nachfragen zur Seite. Außerdem möchten wir das Thema Open Data vorantreiben, weshalb wir auch den Kontakt zu Leipzig Data aufgenommen haben.
Jetzt fehlt nur noch das Wichtigste: Die Beteiligung der Leipziger. Wir freuen uns auf das Experiment einundleipzig!
Der Entwicklerblog ist ab sofort online unter www.einundleipzig.de. Erfahrt Neues über das Projekt auch über twitter und facebook.
Das Projekt „einundleipzig“ wird vom VOCER Innovation Medialab mit Förderung des Programms „Neue Wege im Wissenschaftsjournalismus“ der Robert Bosch Stiftung ermöglicht.