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einundleipzig: Die Open-Data-Revolution aus Leipzig

Wo und warum entwickeln sich Szene-Viertel? Gibt es tatsächlich Gentrifizierung? Wieso wächst die Stadt und was bedeutet das für die Bürger? Diese Fragen wollen wir von einundleipzig klären, in Reportagen, Fotofilmen und mit der Hilfe von Wissenschaftlern. Aber vor allem arbeiten wir an interaktiven Karten und Visualisierungen, etwa zu Mietpreisen, Lohnunterschieden oder dem Medienhype. Dafür sammeln wir Daten und bereiten diese auf. Dieses Wissen möchten wir dann kostenlos mit den Leipziger Bürgern teilen und so eine offene Diskussion um die Stadt entfachen.

Allerdings begegnen wir immer wieder Problemen, deren Lösung uns viel Zeit kostet und die Veröffentlichung der Ergebnisse, also unseren Relaunch, nach hinten verschiebt. Der Leipziger Stadtrat hat im Juni selbst das Thema „Offene Daten“ auf die Agenda gesetzt. Trotzdem tut sich die Stadt noch immer etwas schwer in dieser Hinsicht. Darauf wollen wir aufmerksam machen und den Zugang zu Daten freischaufeln – für unser Vorhaben und andere ähnliche Projekte.

Nach Anregung vom OpenDataCity-Geschäftsführer und Datenjournalisten Marco Maas haben wir uns deswegen eine Aktion ausgedacht. Wir fordern die Stadtpolitiker Leipzigs öffentlich auf: Unterstützen Sie uns, leisten Sie Ihren Anteil an einer bürgernahen Informationskultur und kaufen Sie einen Ortsteil frei! Im Gegenzug färben wir den entsprechenden Ortsteil in einer Karte auf unserer Website in der Parteifarbe. Es soll ein kleines Wettrennen darum entstehen, welche Fraktion uns und damit OpenData in Leipzig am stärksten unterstützt.

Es gibt zwei Gründe, warum wir uns für diese Aktion entschieden haben: Zum einen mussten wir feststellen, dass sich die Beschaffung bestimmter Daten von der Stadt äußerst schwierig gestaltet. Die bürokratischen Mühlen mahlen langsam und schwer. Seit April stehen wir mit der Verwaltung in Kontakt – und die findet unser Projekt nach eigenem Bekunden auch gut. Jedoch ist es trotzdem nicht einfach, an detaillierte Daten zu kommen. Erhoben und gespeichert sind diese bei der Stadt, aber nicht alle öffentlich zugänglich: etwa die Stadtteilumrisse (Shape-Dateien; nötig, um Karten zu bauen) oder Daten zur Binnenwanderung. Für letzteren Datensatz hätte die Stadt mehrere hundert Euro von uns verlangen müssen. Dafür aber haben wir als nicht-kommerzielles Projekt kein Geld.

Um diese Kosten zu umgehen, haben wir uns auf einen Kooperationsvertrag mit der Stadt eingelassen. Ein bürokratischer Akt, der zum Glück bald abgeschlossen ist. Dennoch finden wir, so kompliziert sollte es nicht sein. Andere Städte in Deutschland machen schließlich bereits vor, wie man steuerfinanzierte städtische Erhebungen öffentlich und barrierefrei zugänglich machen kann.

Der andere Grund ist einfach: Wir brauchen Geld. Nicht nur die Stadt, sondern auch andere Institutionen oder Unternehmen sammeln interessante Daten zu Leipzig, die wir gern visualisieren wollen. Und solche Datensätze möchten wir zukünftig – ohne viel Aufwand – einfach kaufen können. Aber auch um unsere Technik zu refinanzieren und Werbeaktionen für unseren Relaunch zu starten, bräuchten wir eine Finanzspritze. Wir wollen möglichst viele Leipziger auf einundleipzig aufmerksam machen und auf unserer Seite genau die Infos verbreiten, zu denen der Bürger nur schwer Zugang findet.

Dass wir mit der Aktion provozieren und auch Kritik ernten werden, damit rechnen wir. Schließlich stoßen wir einigen Stadtpolitikern damit vor den Kopf und legen den Finger in die Wunde. Und auch so direkt nach Geld zu fragen, ist verpönt. Andere werden uns vorwerfen, den „Ausverkauf der Stadt“ quasi symbolisch nachzustellen. Die Kritik aber nehmen wir gerne an. Wer möchte, kann es auch gerne Spende nennen, Crowfunding oder Patenschaft für einundleipzig. In jedem Fall freuen wir uns über die gewonnene Aufmerksamkeit und verweisen mit einem Augenzwinkern auf den baldigen Relaunch unserer Seite.


Das Projekt einundleipzig wird vom VOCER Innovation Medialab gefördert. Hier geht es zur Facebook-Seite.