„Fake-Informationen bedrohen das Leben von Patienten“
Krebspatienten erfahren über Google, dass Backpulver ihnen hilft – und dass Chemotherapien Krebs auslösen würden. Auf Facebook setzen Eltern autistischer Kinder sich gegenseitig unter Druck, ihren Kindern giftige Substanzen zu verabreichen, um angeblich Autismus zu heilen. Und der Präsident der Bundesärztekammer verkündet, Homöopathie würde gut helfen. Im politischen Raum zerstören Fake-Informationen das Vertrauen in die Demokratie und gefährden den gesellschaftlichen Zusammenhalt – im Gesundheitsbereich bedrohen sie die Gesundheit und das Leben von Patienten.
Während traditionelle Medien sich nur wenige Einzelfälle vornehmen, wollen wir mit MedWatch einen möglichst umfassenden Blick auf gefährliche Gesundheitsinformationen nehmen, schnell reagieren, wenn irreführende Werbung in sozialen Medien gestreut wird und versuchen, mit unseren Recherchen gezielt auch die Menschen zu erreichen, die ansonsten womöglich auf die falschen Heilsversprechen hereinfallen. Hierzu wollen wir eine Community aufbauen, die uns nicht nur finanziell über unser Crowdfunding und Spenden unterstützt, sondern auch bei unserer Arbeit mitwirkt. Wir freuen uns über Hinweise zu Missständen – und erhalten schon sehr viele. Über Themen, zu denen wir recherchieren sollten. Über Expertise, die Mitglieder unserer Community einbringen können – sei es zum Stand der Forschung bei einem bestimmten Krankheitsgebiet, sei es Wissen über Verwaltungsabläufe. Oder etwa Übersetzungen von Sprachen, die wir nicht sprechen. Wir wollen erfahren, was die Leute bewegt – und uns mit ihnen treffen, in den sozialen Medien wie auch in Kneipen überall in Deutschland.
Von dem Moment an, als wir die erste Idee für MedWatch hatten, wussten wir, dass wir das Projekt starten mussten. Die bisherigen Reaktionen bestätigen es uns: Uns bisher unbekannte Menschen kontaktieren uns, schließen über das Crowdfunding-Portal Steady ein Abo für MedWatch ab oder überweisen uns Spenden. Sie bestärken uns, dranzubleiben. Wir mussten einige Hürden bewältigen, mit denen Journalisten normalerweise nichts zu tun haben – ein Unternehmen Gründen, die Gemeinnützigkeit anerkennen zu lassen, Crowdfunding-Videos machen oder Businesspläne erstellen. Ohne die Hilfe sehr vieler tatkräftiger, von MedWatch überzeugter Menschen wäre all dies nicht möglich gewesen – wir danken den Kollegen, Unterstützern, den Freunden und unseren Familien ganz ganz herzlich.
Der Netzwende-Award freut uns riesig. Neben dem Preisgeld freuen wir uns sehr darüber, dass auch die Jury das Vertrauen in uns hatte. Wir wissen noch nicht, ob es klappt, MedWatch mittel- und langfristig zu einer Redaktion auszubauen, die nachhaltig und unabhängig arbeiten kann – aber wir wollen alles dafür tun. Und so einen Teil zur Netzwende beitragen.
Mehr Informationen: MedWatch