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Fernsehen, ganz neu gedacht

Illustration: Christiane Strauss

Rundshow

Frisch zurück aus Kalifornien stellt Richard Gutjahr sein Projekt eines social-media-integrierten Web-TV vor, mit vielen interessanten Details. Gutjahr bricht mit der Konvention, dass Fernsehen linear sein und eine feste Sendezeit haben muss. Seine Showidee ist eher eine sich fortlaufend unter Nutzerbeteilung weiterentwickelnde Plattform. Ein schönes Detail ist die „Rundshow“-App, eine interaktive Fernbedienung zum Mitmachen über soziale Plattformen. Ganz neu ist die Idee nicht (Gutjahr baut auf den öffentlich diskutierbaren und abstimmbaren Piloten des „Elektrischen Reporter“ auf), aber in der angedachten Nutzerbeteilungen noch konsequenter.

In Case You Wondered, a Real Human Wrote This Column

Seit dem ersten halbwegs tauglichen Versuch, journalistische Texte von Computer-Algorithmen schreiben zu lassen, sind zwei Jahre ins Land gegangen. Ein Beitrag in der „New York Times“ beschreibt, wie das Start-Up Narrative Science nach über einem Jahrzehnt Forschung Sportberichte von Computern generieren lässt, deren Autorenschaft kaum noch als nicht-menschlich erkennbar ist. Sportreporter aufgepasst.

A Tale of Two Sites: Globe Intros New Look for Paid Readers

Die US-Tageszeitung „Boston Globe“ beschreitet mit ihrer Webseite ab sofort den Freemium-Weg. Kostenfrei gibt es weiterhin die bisherige recht unansehnliche Seite zu sehen, mit vielen Anzeigen und künftig ausgedünnten Inhalten. Wer mehr will, muss zahlen, hat dann aber Zugang zu einer gut designten, weitgehend anzeigenfreien und plattformübergreifenden Webseite. Details beschreibt Nat Ives bei Ad Age Mediaworks.

Tech and tragedy: Imagining 9/11 in the age of Twitter

Gillian Shaw beschreibt in der Vancouver Sun, wie 9/11 in der Medienrezeption wohl ausgesehen hätte, wenn es damals schon Twitter, Facebook und YouTube gegeben hätte. Wir hätten wahrscheinlich ein mehrtausendteiliges Puzzle verschiedenster Augen- und Ohrenzeugenberichte. Die ikonischen Bildsequenzen wären vielleicht nicht die in die Türme einschlagenden Flugzeuge, sondern etwas aus der Bodenperspektive. Die Medien hätten tausendfach abwägen müssen, welche Bilder gezeigt werden können, und die übrigen grausamen Sequenzen hätten dennoch ihren Weg in die Öffentlichkeit gefunden.

„Viele hadern noch mit der Idee Open Data“

Lorenz Matzat gibt nach einem Jahr aus Zeitmangel sein „Open Data Blog“ bei „Zeit Online“ wieder auf und stellt sich zum Absschluss den Fragen von Markus Heidmeier, dem Autor des „Leak-Blogs“, dass mit dem „Open Data Blog“ vereint wird und nun „Data Blog“ heißt. (Open Data ist eine Bewegung, die sich dafür einsetzt, dass öffentiche Daten grundsätzlich für jedermann leicht zugänglich sein sollten.)

Matzat zum derzeitigen Stand von Open Data in Deutschland: „Open Data ist weiterhin ein technokratisches, akademisches und meist männlich geprägtes Thema. Die etablierte Politik wie auch die Medien hierzulande hadern weiterhin mit dem Internet. Es wird als Bedrohung empfunden, nicht zuletzt weil es viele Vorgänge der Politbürokratie automatisieren kann. Damit wird so mancher Posten überflüssig, und es werden somit Machtbeziehungen nivelliert. Dass die Transparenz, die mit Open Data einhergeht, prinzipiell in einer Demokratie geboten ist, wird wenig gewürdigt.“

Liebe Fans

Die DJV-Verbandszeitschrift Journalist beschreibt in ihrer Septemberausgabe anhand von vier Beispielen das sich neu entwickelnde Berufsbild des Social-Media-Redakteurs. Darunter Lars Wienand, Social-Media-Pionier bei der „Rhein-Zeitung“, und Michael Umlandt, der zunächst als einer von zwei Guerilla-Twitterern das ZDF die Follower an der Nase herumführte.


Dieser Artikel erschien zuerst auf „Medial Digital“, VOCER übernimmt ihn mit freundlicher Genehmigung der Autorin.