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Innovation Day: Sieben Fragen an Tabea Grzeszyk

Welche journalistische Innovation hat Sie jüngst überrascht?
Ob „Substanz“, „Block“-Magazin oder die „Krautreporter“-Kampagne: Offensichtlich haben einige Journalist/innen mittlerweile die Schnauze voll, in etablierten Strukturen gegen die Wand zu laufen. Mich hat gefreut und überrascht, dass zur Zeit einige Medienexperimente außerhalb der Verlagshäuser entstehen. Ich hoffe, dass sich möglichst viele davon auch halten können.

Was ist das Innovativste, das Sie selbst je gemacht haben?
Ich habe letztes Jahr mit meinen Kolleginnen Tamara Anthony und Sandra Zistl hostwriter.org gegründet, eine internationale Plattform für journalistische Kollaborationen. Wir sind diesen Mai auf der re:publica online gegangen und hatten innerhalb von 24 Stunden 50 Mitglieder, mittlerweile kommt die 500-er Marke in Sichtweite. Wir haben inzwischen Mitglieder aus rund 30 Ländern haben – von Ägypten über Deutschland, USA, Indien bis nach Oman – für unsere Idee gewinnen können. Ein Londoner Kollege bloggte kürzlich über uns: „Three women are on the verge of revolutionizing international freelance journalism“. Das wäre ein unglaublicher Erfolg!

Tabea Grzeszyk ist eine der Gründerinnen von hostwriter.org.

Tabea Grzeszyk ist eine der Gründerinnen von hostwriter.org.

Welche Themen haben Sie während Ihrer Ausbildung vermisst?
Ich habe ein trimediales Volontariat an der Schule für elektronische Medien (ems) in Potsdam-Babelsberg gemacht, das beinhaltet Online-, Radio- und Fernsehjournalismus inklusive VJ-Training. Inhaltlich habe ich dabei wenig vermisst, ich kann die journalistische Ausbildung nur empfehlen (einziges Manko: man sollte mit wenig Geld auskommen können).

Was muss im Journalismus zukünftig dringend passieren?
Wenn alle Inhalte frei im Internet verfügbar sind, was ich grundsätzlich nicht schlecht finde, müssen andere Modelle für die Finanzierung des Journalismus‘ her. Stiftungsfinanzierter Journalismus oder Crowdfunding funktioniert vereinzelt prima, ist aber keine Dauerlösung …

Welche Vorhersage über die Zukunft des Journalismus‘ können Sie nicht mehr hören?
Der Qualitätsjournalismus ist tot. Roboter sind der Untergang.

Wen können sich junge Journalisten zum Vorbild nehmen?
Jeden und jede, die gute Geschichten erzählt! Ob die dann eine investigative Story machen oder Datenjournalismus, ein Videoblog oder eine Seite 3 ist mir eigentlich wurscht, die Geschichte muss gut sein. Tendenziell bin ich genervt, dass gerade bei innovativen Formaten immer noch mehr männliche Kollegen ihr Gesicht in die Kamera halten als Frauen. Warum eigentlich?

Nur noch Freiberufler, keine Festanstellungen mehr? Wie sehen die Beschäftigungsverhältnisse in Zukunft aus? Wie sollten sie aussehen?
Ich persönlich fühle mich als Freiberuflerin eigentlich sehr wohl. Ich verdiene beim Deutschlandradio meine Miete und habe daneben genügend Zeit für hostwriter & eigene Geschichten. Diese Freiheit würde ich gegen (fast) keine Festanstellung dieser Welt eintauschen wollen, auch in Zukunft nicht!


Tabea Grzeszyk wird beim VOCER Innovation Day an der Session „Pionieren zuhören: ‚Ich hab’s gewagt'“ teilnehmen. Weitere Infos zu der Konferenz am 28. Juni 2014 in Hamburg gibt’s hier.