Journalismus-Innovationen, preisgekrönt
Cutting Edge Journalism: The 2011 Knight News Challenge Winners
Die diesjährigen Gewinner des jährlichen Journalismus-Innovationswettbewerbs „Knight News Challenge“ (s. dazu auch „10000words“, Überschriftenlink) stellen ihre Projekte in einem zehnminütigen Video vor – unter anderem eine Plattform für lokales Crowdfunding, eine Plattform, um per SMS mit Mediennutzern in der ganzen Welt zu kommunizieren und ein Tool, das Gesetztestexte interaktiv und allgemein verständlich aufbereitet:
Are You a Media Company or a Technology Company?
In einem Gastbeitrag für „AllThingsD“ argumentiert Ben Elowitz, CEO des Social-Media-Publishers Wetpaint, dass digitale Medien und digitale Technologie untrennbar zusammen gehören, und dass Medien, die in Technologie investieren, die Zukunft gehört: „By its very nature, digital publishing is a technical medium. But, beyond that, what makes technology interesting isn’t its ability to carry bits; it’s its ability to change businesses. And we need to change our own by updating our sense of audience, distribution, and experience creation to provide thousands of times more precision than media ever has before. When we do that, we’re making the content thousands of times more relevant. And I believe that’s how you build a thriving digital media business in the next decade.„
Journalists Should Join Google+ to Understand What Comes Next
„Spot.Us“-Gründer David Cohn plädiert in einem Gastbeitrag für „Mediashift“ dafür, dass Journalisten sich bei Google+ anmelden und sich damit beschäftigen sollen. Und zwar nicht, weil es das neue heiße Ding ist, sondern vor allem aus zwei Gründen: Erstens subsummiert Googles Netzwerk viele Funktionen, die Journalisten in Umfragen als hauptsächliche Gründe angeben, das Internet zu nutzen. Und zweitens: „You should be on these sites to understand how people are communicating and the vocabulary of this communication.“
The newsonomics of gamification – and civilization
Medienanalyst Ken Doctor zeigt Wege auf, wie sich Medienunternehmen Spielemechaniken zunutze machen können („gamification„). Unter anderem sollten Medienmacher ähnlich wie bei Foursquare eine öffentliches Punkte- und Belohnungssystem anwenden, zum Beispiel für:
- Crowdsourcing: Belohnungspunkte für Tippgeber
- Buying stuff: Punkte vergeben, wenn Nutzer Produkte von Werbekunden kaufen
- Data crunching, visualizations: Belohnungspunkte für Programmierer und Designer aus der Community
OFF THE BEAT: It’s not you, it’s me
Journalismus-Student Mihir Zaveri legt in einem ebenso persönlichen wie grundsätzlichen Beitrag im Journalismus-Studentenmagazin „The Daily Californian“ dar, woran seiner Meinung nach der Journalismus krankt: „Journalism […] isn’t about putting out a newspaper every day or every week or every second, if that were possible. That’s just a means to an end. What is that end? Transparency and accountability: the free-flow of information required to keep democracy alive. Journalism is about informing people so individuals can make active, smart decisions about the world they live in and improve society as a whole. Journalism’s sustenance depends solely on society’s trust that it can and does accomplish that end. Smart people around the country can develop all the business models they want, but it’s all for naught if the reporting fails.“ Mathew Ingram greift Zaveris Gedanken auf und stellt sie bei GigaOm in einen größeren Zusammenhang: It’s not just nice for media to be social – it’s imperative.
„Social Media macht Journalisten demütiger“
Der Unternehmensberater und Blogger Thomas Knüwer hat dem Marketingfachmagazin „W&V“ ein Interview gegeben. Darin betont der Entwicklungschef der deutschen „Wired“-Ausgabe unter anderem, dass Bloggen „demütiger macht“, weil Blogger gezwungen seien, ihre „Thesen und Argumente zu verteidigen und Fehler zuzugeben“. Auf die Frage, wie Nachwuchsjournalisten ausgebildet werden sollen, antwortet Knüwer: „Ihnen müsste die Begeisterung für Multimedialität beigebracht werden. Denn seien wir ehrlich: Die Zahl der Arbeitsplätze in klassischen Medien sinkt und wird dies weiter tun. Doch quer durch alle Redaktionen höre ich, dass Volontäre kein Online machen wollen. Das ist ihrer mittelfristigen Erwerbsperspektive nicht zuträglich.„
Code of Fairness
Der Journalistenverband Freischreiber, dem ich angehöre, hat Fairness-Regeln für den Umgang von Redaktionen mit ihren freien Mitarbeitern entworfen. Redaktionen können sich diesem Codex freiwillig anschließen. Ich glaube zwar, dass dabei nur einige unverbindliche Absichtserklärungen herauskommen werden – als solche haben sich auch die gemeinsamen Vergütungsregeln für hauptberufliche freie Journalisten an Tageszeitungen herausgestellt, die dju/verdi und DJV mit dem Verlegerverband ausgehandelt haben. Denn selbst an die eigene Verbandsvereinbarung hält sich kaum ein Verlag – im Gegenteil. Inzwischen gibt es mehrere Freie, die vor die Tür gesetzt wurden, weil sie auf die Einhaltung der Vergütungsregeln pochten.
Öffentlichkeitswirksam ist die neue Freischreiber-Aktion dennoch, und darauf kommt es an. Es gibt nämlich auch Zuckerbrot und Peitsche und einen öffentlichen Pranger für die Redaktion mit den miesesten Praktiken. Deshalb der Aufruf an alle Freien: mitmachen! (Man muss dafür kein Freischreiber-Mitglied sein.)
Dieser Artikel erschien zuerst auf „Medial Digital“, VOCER darf ihn mit freundlicher Genehmigung der Autorin verwenden.