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Krisen in den Medien (Erklärer)

Ob Revolutionen in den arabischen Ländern oder Naturkatastrophen auf anderen Kontinenten: Durch das Web 2.0 sind globale Krisen heute mehr denn je auch lokale Krisen, persönlich und hautnah erfahrbar für ein überfordertes Publikum. Ein Publikum, das sich aus Livetickern und digitalen Informationsschnipseln aus aller Welt sein Bild einer Situation zusammenpuzzelt. Lange vorbei sind die Zeiten, in denen Redaktionen mit verlässlichem, reduziertem Nachrichtenfluss und Auslandskorrespondenten mit kompakten, durchdachten Analysen im Ausnahmezustand ein Anker waren.

Twitter und Facebook, Blogs oder Wikileaks erschweren und erleichtern die Arbeit klassischer Reporter zugleich. Redaktionen erliegen den Versuchungen der neuen Medienwelt, bisweilen auf Kosten ihrer Gatekeeper-Funktion. Krisen, so grausam ihre Folgen für Mensch und Natur auch sein mögen, sind in Zeiten von World Wide Web zur umso wertvolleren Nachrichtenware für Medienbetriebe geworden. Und dabei ist auch Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September, welche die Krisen- und Kriegsberichterstattung nachhaltig verändert haben, der Journalismus noch nicht ausreichend gerüstet.

Wie können Berichterstatter ihre professionelle Rolle bewahren im Spannungsfeld aus journalistischen Grundsätzen und wirtschaftlichem Kalkül? Was bleibt dem Publikum, wenn die Tore einmal geöffnet sind und der Strom an Schreckensnachrichten nicht mehr enden will? Und in was für einer Gesellschaft leben wir künftig, wenn Medien nicht lernen, diese neuen Mechanismen in Krisensituationen zu meistern?


Dieses Dossier wird verantwortet von Stephan Weichert und Carolin Neumann.