Lagerfeuer Super Bowl
Super Bowl Underscores the Big Business of Must-See, Live TV
David Carr beschreibt in der „New York Times“, warum einmal im Jahr – nicht in der Oscar-Nacht, nicht bei den Golden Globes, nicht bei den Grammys, sondern nur beim Super Bowl – Twitter und Facebook gegenüber dem ansonsten arg geschrumpften linearen Fernsehen zu einer Nebensache degradiert werden: „There is, even in an age of individualized media cocoons, a deep hunger for a common experience and all the ritual that accompanies it. At our house, it is the one day a year when we buy a big bucket of KFC, snark on the halftime entertainment – we are looking at you, Bruno Mars and the Red Hot Chili Peppers – and watch the same thing together at the same time. Yes, my daughters will be pecking at their phones and I will pipe up on Twitter, but for one night, the game itself is the thing.“
Dass zumindest punktuell das Lagerfeuer auch in Deutschland loderte, bewies Petra Bauer mit ihrem selbstironischen Live-Blog des gesamten Spiels mitsamt sympathischer Nachhilfe für Football-Regel-Unkundige.
Keep me informed: parsing the logic of Ezra Klein’s move to Vox Media
Journalismus-Professor Jay Rosen sieht im Wechsel des Star-Bloggers Ezra Klein von der „Washington Post“ zu Vox Media (u.a. “The Verge”) einen Paradigmenwechsel, der zuvor auch schon schon mit der News-App Circa eingeleitet wurde: „We don’t have a news system that keeps us informed and helps us grasp the stories we care deeply about. We have one that floods us with reports on a schedule that makes sense for the manufacturers of news. Individual journalists are aware of this problem, but they are working within a system that is not set up to address it.“ Jay Rosen fordert seit langem, dass Journalism nicht nur „breaking“, sondern auch „explaining“ sein müsse – mit mehr Hintergrund, wenn Nutzer danach verlangen. Und mit Schweigen, wenn zu einem Thema nichts los ist. Dieser Ansatz ist mit einem traditionellen Nachrichtenproduktions-Zyklus nur schwer zu vereinbaren.
Twitter Alphabet Power Illuminati – inside the world of single-character usernames
Naoki Hiroshima, einer der wenigen frühen Twitternutzer, denen es gelang, einen Namen mit nur einem Buchstaben zu ergattern, hat das heißbegehrte Kürzel @N unter undurchsichtigen Umständen an einen Erpresser verloren. Die Website Usversusthem nimmt den Fall zum Anlass, weitere Ein-Buchstaben-Celebrities zu portraitieren (Überschriftenlink).
SF Chronicle Hopes Incubator Will ‘Turn Around Legacy Media Company’
Deutsche Verlage schicken ihre Häuptlinge ins Silicon Valley, um sich dort inspirieren zu lassen oder sie schulen Redakteure punktuell in Sachen Twitter, Facebook, Storify oder ScribbleLive. Doch nur selten packt das Innovationsfieber eine gesamte Redaktion. Das „San Francisco Chronicle“, das als einer der nächsten Kandidaten für eine radikal zurückgestutzte Printausgabe gilt, greift angesichts seines Siechtums zu einem ungewöhnlichen Schritt: Die gesamte Belegschaft soll in 20er-Gruppen raus aus dem Redaktionstrott und in einem verlagseigenen Inkubator innovativ denken lernen. Rachele Kanigel erläutert bei „Mediashift“ das Konzept.
Evgeny vs. the internet
Michael Meyer veröffentlicht im „Columbia Journalism Review“ ein sehr ausführliches Portrait des Internet-Kritikers und Feuilleton-Lieblings Evgeny Morozov. Mit der Begründung, es gebe in der digitalen Gesellschaft „zu viele Priester und zu wenige Hofnarren“, wurde Morozov von einem Professor nach Stanford geholt. Morozov sieht seine Weigerung, „sich nützlich zu machen“ beim Gestalten der Zukunft als einen Wert an sich. Dass Morozov sich in der Rolle des digitalen Hofnarren gefällt, machte er auch in einem Essay für „Zeit Online“ deutlich.
Diese Kolumne erscheint auf “MedialDigital”.