Linktipps, die Boston-Ausgabe
Der Bombenanschlag von Boston und die nachfolgende Verfolgungsjagd haben eine Welle der Visualisierungen und Reflexionen zu sozialen Medien in Zeiten von Breaking News hervorgerufen. Hier ist eine Auswahl der besten Beiträge dazu. Programmhinweis: Mit Boston und Social Media beschäftigt sich am heutigen Montag, 22. April, auch das Digitale Quartett, das Sie wie gewohnt um 21 Uhr auf VOCER anschauen können.
Ein Student an der Syracuse University (Bundesstaat New York) und sein Professor haben aus den mehr als eine halbe Million Tweets mit dem Hashtag #BostonMarathon eine Karte erstellt. Sie wählten dazu nur die Tweets mit der Ortsmarkierung Boston (rund 0,4 Prozent aller Tweets). Jeder dieser Tweets ist eine Markierung auf der Karte. Fährt man mit der Maus darüber, kann man den Tweet lesen und manchmal auch ein Foto sehen. Hier gibt es weitere Erläuterungen zu dem Projekt.
It Wasn’t Sunil Tripathi: The Anatomy of a Misinformation Disaster
Alexis Madrigal bei „The Atlantic“ mit einer minutiösen Schritt-für-Schritt-Analyse, wie es zur Jagd auf Unschuldige kam.
Media Melts Down Over Reports of Boston Suspect
„Buzzfeed“ dokumentiert die Kaskade der Fehlinformationen (und das Zurückrudern der Medien) in Tweets.
Boston explosions a reminder of how breaking news reporting is changing
Jason Fry lobt bei „Poynter“ die Berichterstattung des „Boston Globe“ und betont, dass für Journalisten trotz des Echtzeitdrucks die Verifizierung von Informationen den Vorrang vor Schnelligkeiten haben müsse: „But these days there’s another layer to reporting such events. Besides boots on the ground, news organizations also need an eye in the sky – someone charged with gathering information, deciding what’s credible and what’s not, and presenting it to readers.“
Ein Plädoyer für Slow-Media-Konsum bei hektischer Nachrichtenlage: Farhad Manjoo ist bei „Slate“ der Meinung, dass oft derjenige besser informiert ist, der sich nicht ständig informiert und somit auch Fehlinfomationen gar nicht mitbekommt, bis sie schon wieder als solche entlarvt wurden.
„Zeit Online“-Autor Yassin Musharbash hat keine Slow-Media-Diät gemacht, sondern sich im Gegenteil nach Boston einem viertägigen „Twitter-Gewitter“ unterzogen. Er beschreibt, wie Twitter in Echtzeit zu den tausendfachen Augen der Welt wird – eine nochmalige Steigerung des „Live dabei“-Effekts seit früheren Breaking-News-Ereignissen: „Und dann gibt es noch die hyperreale Seite an Twitter, die manchmal fast wieder irreal wirkt: Wenn ich auf Twitter lesen kann, wie Bostoner Einwohner beschreiben, was sie in dieser Sekunde sehen, wenn sie aus dem Fenster schauen. Wenn sie sogar noch die Fotos dazu schicken, aus einer Zone, zu der Journalisten keinen Zugang haben, weil sie abgeriegelt ist.“
Diese Kolumne erschien zuerst auf „MedialDigital“.