Bei der ersten Electric Book Fair in Berlin ist am 21. Juni ausführlich über die Bedeutung und Zukunft digitaler Verlagsinhalte gesprochen worden. VOCER war als Medienpartner vor Ort, um aus den Diskussionen der Buchbranche auch Inspiration für den Journalismus zu schöpfen. Susanne Eiswirt hat auf der eintägigen Messe das SPRINT-Verfahren vorgestellt, mit dem die Agentur newthinking E-Books und Magazine im Schnellverfahren produziert.


VOCER: Frau Eiswirt, bei newthinking nutzen Sie seit kurzem das von Ihnen entwickelte SPRINT-Verfahren, um digitale und gedruckte Magazine zu produzieren. Wie funktioniert das?
Susanne Eiswirt: Unsere SPRINTS dauern in der Regel drei Tage. Am Anfang steht immer ein sehr großes, sehr offenes Thema, zu dem sich am ersten Tag alle am Projekt Beteiligten treffen. In der großen Gruppe einigen wir uns dann gemeinsam darauf, was wir ganz konkret umsetzen wollen, welche einzelnen Themenblöcke wir verfolgen wollen und welche wir doch lieber unbeachtet lassen, weil sich in der Gruppe zeigt, dass wir möglicherweise nicht ausreichend Wissen zu dem Thema mitbringen. Anschließend geht es darum, in der großen Gruppe in kurzer Zeit gemeinsam ein Magazin zu produzieren. Die große Gruppe teilt sich dafür zwar im Laufe des Arbeitsprozesses in kleinere Teams auf, grundsätzlich geht es beim SPRINT jedoch um den unmittelbaren Austausch in der Gesamtgruppe.

Drei Tage, alle Beteiligten an einem Ort: Susanne Eiswirt erklärt das SPRINT-Verfahren.

Drei Tage, alle Beteiligten an einem Ort: Susanne Eiswirt erklärt das SPRINT-Verfahren.

Auf diese Weise haben Sie bereits ein Magazin zum Start der re:publica veröffentlicht. Wo ist Ihr SPRINT-Verfahren noch zum Einsatz gekommen?
Das Magazin, das wir zum Start der re:publica 2013 herausgegeben haben, war unser erstes SPRINT-Projekt. Außerdem haben wir für die Experten- und Interventionsplattform Co:llaboratory, in Zusammenarbeit mit dem FutureChallenges.org, ein Projekt der Bertelsmann-Stiftung, die Publikationen der Initiative umgesetzt. Bisher hat die Initiative ihre Schriften häufig als dicke Jahrbücher veröffentlicht – im SPRINT-Verfahren haben wir ein Print-Magazin für den Kiosk produziert, um über das Fachpublikum hinaus eine neue Zielgruppe zu erreichen.

Dem Co:llaboratory geht es allerdings um ausführliche Diskussionen über Netz- und Gesellschaftsthemen. War so ein Magazin überhaupt in drei Tagen zu stemmen?
Wir haben tatsächlich in wenigen Tagen mit allen Beteiligten sämtliche Inhalte zusammengetragen. Die Nachbearbeitung hat aber schon ein bisschen mehr Zeit in Anspruch genommen. Generell hängt der Aufwand natürlich immer vom Projekt und Thema ab. Wenn wir ein Thema haben, bei dem viele Illustrationen Platz finden sollen und der grafische Aufwand sehr hoch ist, dann brauchen wir zur Nachbereitung natürlich etwas mehr Zeit. Wenn das Thema sehr offen ist, braucht der Feinschliff etwa noch mal zwei Wochen. Zum Beispiel war das so bei dem SPRINT, den wir zum zehnjährigen Geburtstag von newthinking gemacht haben. Im Anschluss haben wir noch mal redigiert, die Autoren um Freigabe gebeten und das Layout gesetzt.

Das Layout wurde nachträglich ausgebessert – bedeutet das, dass die Grafiker am eigentlichen SPRINT nicht beteiligt gewesen sind?
Doch, und wir haben nicht nur die Layouter dabei gehabt. Es saßen genauso unser Druckpartner und der Vertriebler mit am Tisch. Alle, die an dem Projekt beteiligt waren, waren mit dabei – das zeichnet einen SPRINT aus. Der große Vorteil war in diesem Fall, dass unser Druckdienstleister mit uns und unseren Designern direkt absprechen konnte, welches Format, welches Papier und welche Druckqualität verwendet werden sollten. Und als die Autoren die Themenwahl getroffen hatten, konnte die Auswahl auch unmittelbar noch einmal geprüft und den Inhalten angepasst werden. Das war ein großer Mehrwert.

Welche Eigenschaften müssen die Autoren für einen solchen SPRINT grundsätzlich mitbringen?
Wirklich entscheidend ist die Bereitschaft, sich auf die gemeinsame Arbeit einzulassen. Wir hatten bei unseren SPRINTS Blogger dabei, die es gewohnt sind, in sehr kurzer Zeit Inhalte zu schreiben. Genauso hatten wir aber auch Buchautoren dabei, die in der Regel länger Zeit zum Schreiben haben. Die große Herausforderung bestand darin, die Leute zusammenzubringen und die passenden Aufgabenbereiche zu finden. Wenn alle bereit sind, flexibel zu sein, Verständnis zu zeigen und schnell in Rollen hineinfinden, dann trägt sich das Projekt durch die Gruppendynamik.