„Manche Journalisten führen sich auf wie Rambos“
Am 28. Februar 2012 klappte Kristin Jankowski ihren Rechner auf und war fassungslos. Sie wollte ihr Blog aufrufen, eine Sammlung von Texten über den Arabischen Frühling. Über Freunde, die von der Polizei verprügelt wurden, über Demonstranten, die ihr Leben auf dem Tahrir-Platz verloren hatten. Doch dort, wo sonst die Texte standen, war jetzt eine Meldung: Die Seite werde überarbeitet. „Ich dachte, ich spinne“, sagt Kristin. „Plötzlich gab es unser Blog nicht mehr.“
Kristin, 31 Jahre alt, eine schöne Frau mit grünen Augen, tiefer Stimme und einem Hamburger Dialekt, kam 2009 nach Kairo. Als dort die Revolution begann, arbeitete sie beim Goethe-Institut. Sie betreute eine Internetseite, das „Transit-Blog„. Junge Autoren, vor allem Ägypter und Deutsche, schrieben darin, wie sie die Zeit des Umbruchs erlebten. Das Blog war ihre Stimme. Die ägyptische Staatspresse wurde überwacht, ihr Blog aber war frei. Bis das Goethe-Institut die Seite abschaltete, offenbar aus Angst, das ägyptische Regime zu provozieren.
Als Kristins Blog im Frühjahr gesperrt wurde, wehrte sie sich. Sie kehrte dem Goethe-Institut den Rücken und gründete eine neue Plattform, das „Arab Spring Collective„, eine Gruppe von rund 50 jungen Journalisten und Bloggern, die nicht schweigen wollen. Mit Fotos, Texten und Videos dokumentieren sie, dass der Umbruch in Ägypten gerade erst begonnen hat. Wir haben Kristin auf dem Tahrir-Platz getroffen.
Amrai Coen und Caterina Lobenstein sind auf einer Weltreise in die Zukunft des Journalismus. In den Metropolen der Welt von Hamburg bis Tokio treffen sie Redakteure und Blogger, Online-Rechercheure und Twitter-Pioniere, die Akteure digitaler Revolutionen und journalistischen Fortschritts. Weitere Berichte, Eindrücke und Interviews finden Sie im Next Media Blog. Ein Interview mit den Autorinnen lesen Sie hier.