Medialab-Projekt „st_ry. deine doku.“ Oder: It’s all about the money, isn’t it?
Es gibt unzählige Möglichkeiten für Journalisten, mit ihrem Publikum in Kontakt zu treten. In der Praxis tun es wenige. Zwar gehört eine Facebook-Fanseite fast schon zum Standardrepertoire für mediale Projekte, aber oft fungiert sie lediglich als eine Art Leserbriefzentrale. Das Produkt ist bereits fertig und darf gelobt oder verrissen werden – für einen echten Austausch ist es dann aber schon zu spät. Der gesamte Entstehungsprozess mit den Ungereimtheiten und Sackgassen bei der Recherche, den Entscheidungen für oder gegen einen Aspekt und auch die eigenen Zweifel bleiben im Dunkeln. Hauptsache am Ende ist das Ergebnis rund.
Bei dem Webdoku-Projekt „st_ry. deine doku.„, das ich im Rahmen meines Medialab-Stipendiums unterstütze, wollen wir kein Geheimnis aus unserer Arbeit machen. Unser Reporter Daniel Bröckerhoff begibt sich über sechs Monate auf die Suche nach Antworten. Dabei diskutiert er stetig seine Recherche und nächsten Ziele in den sozialen Kanälen und in unserem Projektblog. Wir wollen das Publikum nach ihrer Meinung fragen, gemeinsam Fragestellungen entwickeln, ihren Interessen nachgehen. Jeden Monat veröffentlichen wir online dann ein neues Doku-Video von ca. fünf bis zehn Minuten Länge.
Um unabhängig von Redaktionen und ihren Strukturen zu sein, wollen wir das Projekt über Crowdfunding finanzieren. 42.000 Euro sind das Ziel. Vor ein paar Tagen fiel der Startschuss für das Funding und wir stehen nun vor der Frage:
Wie begeistern und überzeugen wir andere so sehr von unserer Idee, dass sie uns dafür ihr Geld geben?
Wir sind Journalisten und Dokumentarfilmer, kreative Köpfe. Auf einmal werden wir zu PR-Strategen und müssen uns und unser Projekt verkaufen. Das ist nicht unbedingt das, was wir am liebsten machen. Türklinken putzen, reden, reden und noch mal reden. Aber es gehört dazu, auch wenn wir uns viel lieber schon in die Recherche stürzen würden.
Das vom Publikum gewählte Thema ist „Ich will meine Daten zurück!“ – unser alltäglicher Umgang mit Datenschutz und Privacy und unsere Angst vor „Datenkraken“. Was weiß Facebook, was weiß Payback, was wissen Schufa und Einwohnermeldeamt von uns? Das Thema ist etwas abstrakt und es deshalb nicht so einfach, dieses attraktiv zu verkaufen – vor allem den Leuten, die sich eigentlich nicht dafür interessieren. Um das Funding-Ziel zu erreichen, brauchen wir aber auch die Unterstützung von Oma Erna von nebenan. Das wird unsere Herausforderung in den nächsten 28 Tagen.
Und hier gibt es den Crowdfunding-Aufruf als Video:
Die Idee kommt gut an. Bisher bekamen wir sehr viel Zuspruch für unser Projekt, sogar aus Übersee. So schrieb uns Benjamin, ein Masterstudent aus Tokio, dass auch er mit Kommilitonen auf der Suche nach neuen Storytelling-Modellen ist und ihnen unsere Idee sehr gefällt. Es gab auch einzelne Gegenstimmen und wir mussten lernen, dass wir nicht jeden mit unserem Fieber anstecken können. Aber auch das bringt unser Projekt voran.
Wie wir besseres Fernsehen machen können? Daniels Debattenbeitrag zum Nachlesen.
Unser Pressespiegel zum Lesen, Hören und Angucken.
Unterstützen kann man „st_ry. deine doku.“ hier.