Neustart: „Wir sind kein reines Hipster-Magazin“
Tod und Geburt bei den Zeitschriften für die digitale Gesellschaft: Nachdem das sehr Business-lastige „Internet Magazin“ sein Aus verkündet hat, steht seit heute das „Neustart“-Magazin in den Kioskregalen. Mit dem Titel wollen die Macher des „t3n“-Magazins den Mainstream für Web-Themen begeistern. Luca Caracciolo, Redaktionsleiter des Hefts, hat mit uns über das Produkt gesprochen.
VOCER: Luca, mit „t3n“ informiert ihr die Web-Professionals der digitalen Welt mit Infos. „Neustart“ soll sich nun an den jüngeren Mainstream richten. Wie seid ihr auf die Idee zu diesem Magazin gekommen?
Luca Caracciolo: Mit „t3n“ haben wir ein sehr Business-lastiges Magazin auf dem Markt und bedienen eine relativ spitze Zielgruppe. Mit einem solchen Magazin und einem Copy-Preis von 9,80 Euro ist es im Handel allerdings schwierig, neue Zielgruppen zu erschließen. Also haben wir uns gegen Mitte vergangenen Jahres überlegt, was ein Titel sein könnte, der sich ebenfalls mit digitalen Themen beschäftigt, aber im Handel eine breitere Leserschaft anspricht und gleichzeitig eine Marktlücke schließt. Im Laufe der Zeit ist schließlich das „Neustart“-Konzept entstanden.
„Neustart“ beschäftigt sich mit dem digitalen Lifestyle, mit Netzpolitik und der digitalen Wirtschaft. Ist das nicht eine thematische Lücke, die von „Wired“ bereits geschlossen wurde?
„Wired“ ist sicherlich ein direkter Wettbewerber. Was bei der „Wired“ allerdings fehlt, ist die Übersetzungsarbeit für den deutschen Markt. Damit meine ich: Mit der „Wired“ ist ein sehr amerikanisches Magazin auf den deutschen Markt gebracht worden, ohne in Sachen Layout und Inhalt marktspezifische Anpassungen vorzunehmen. Wir versuchen mit „Neustart“ genau diese zu liefern, indem wir zum Beispiel mit einem sehr cleanen Layout arbeiten, das eher an die „Neon“ erinnert.
Inhaltlich seid ihr auch ein bisschen jünger aufgestellt als „Wired“. Dass ihr MC Fitti aufs Cover gehoben habt, macht bereits deutlich, dass ihr die Hipster und die Jugend abgreifen wollt, oder?
Wir sind kein reines Hipster-Magazin. Ich gebe euch insofern recht, dass unsere Zielgruppe vermutlich ein Stück jünger als die der „Wired“ ist. Wir haben aber auch längere und hintergründige Stücke im Heft, die Wired-Leser anspricht: etwa zu den Folgen eines Cyberwars, zu Interfaces der Zukunft oder auch einen netzpolitischen Artikel zum Stand der Digitalwirtschaft in Deutschland. Wir haben lange überlegt, was zu uns passt und welche Haltung wir denn selbst zum Netz haben. Dabei sind wir sehr schnell zu dem Schluss gekommen, dass diese Haltung eine sehr positive ist. Deswegen ist auf dem Titel auch MC Fitti mit der sehr spielerischen Textung gelandet.
Hat mal im Raum gestanden, „Neustart“ nicht als Print-Magazin, sondern als digitale Ausgabe für mobile Endgeräte zu produzieren?
Nein, das war tatsächlich nie eine Option. „Neustart“ war von Anfang an als Print-Magazin konzipiert. Die digitale Ausgabe haben wir relativ spät nachgeschoben, weil wir dachten, dass gerade die sehr digital-affine Zielgruppe ein Interesse daran hat. Aber grundsätzlich sind wir der Überzeugung, dass Print alles andere als tot ist. Im Gegenteil: Print erlebt derzeit ein kleines Revival. Viele Tablet-Nutzer merken, dass ein ganzes Magazin auf dem Tablet zu lesen doch etwas anderes ist, als ein in sich geschlossenes Werk wie ein Print-Magazin in den Händen zu halten.
Mit „Neustart“ kommt eine erhebliche Zusatzbelastung auf eure Redaktion zu. Oder habt ihr euch redaktionell verändert, um das neue Heft neben der „t3n“-Produktion zu stemmen?
Wir haben keine neuen Leute eingestellt. Stattdessen haben wir kontinuierlich zwischen unseren „t3n“-Heft-Produktionen an „Neustart“ gearbeitet, weshalb der Magazin-Launch auch länger gedauert hat. Wir sind ein kleiner, unabhängiger Verlag und können nicht wie ein Großverlag mal eben ein Team zusammenstellen, das ein Konzept erstellt und das Magazin dann intensiv produziert. Das ist auf diese Art und Weise bei uns nicht möglich. Es steckt also ganz viel Herzblut, Leidenschaft und Glauben an die Sache in „Neustart“. Und das kann manchmal Berge versetzen.